Für viele ist er nur eine Nebensache.. Doch unser Verdauungstrakt ist ein wahres Wunderwerk an Funktionen und Mechanismen, die ihn dabei unterstützen, das beste aus der Nahrung herauszuholen, um uns groß und stark werden zu lassen.
In jedem Verdauungsabschnitt laufen verschiedene Prozesse ab, die den Nahrungsbrei so verändern, dass auch wirklich der letzte Nährstoff heraus geholt werden kann.
Wusstest du, dass die ersten Verdauungsprozesse im Mund starten?
Unser Speichel enthält ein Enzym namens Amylase, welches dafür zuständig ist, Kohlenhydrate zu spalten. Deshalb schmeckt Brot auch plötzlich süß, wenn man nur lange genug darauf kaut. Dabei werden nämlich die langkettigen Kohlenhydratmoleküle in Ein- & Mehrfachzucker gespalten, wodurch der süße Geschmack entsteht.
Kohlenhydrate sind nichts anderes als Zuckerketten in unterschiedlichen langen Reihen. Je länger die Reihe, desto besser, denn dabei muss die Verdauung länger arbeiten, um einzelne Zuckermoleküle abzuspalten. Je kürzer die Ketten, desto schneller sind sie getrennt und desto schneller ist auch der Zucker in unserem Blut und treibt unseren Blutzucker in die Höhe.
Im Mund läuft dabei allerdings nur die Vorverdauung der Nahrung ab. Jedoch ist auch dieser Schritt wichtig, da die Speisen zerkleinert werden, wodurch sie danach besser verdaut werden können. Mindestens 30 mal Kauen und dein Darm dankt es dir.
die Speiseröhre
Haben wir also oft genug gekaut, den Nahrungsbrei ordentlich eingespeichelt darf er sich in Richtung Magen bewegen. Aber auch hierfür hat sich die Natur ein paar tolle Mechanismen einfallen lassen. Mit Hilfe der Zunge wird die Nahrung in den Rachen und unsere Speiseröhre befördert, hier können wir übrigens nur noch einen Teil der Muskeln ganz bewusst ansteuern. Ab der Speiseröhre befindet sich dann nämlich bis hin zu unserem Darmausgang nur noch glatte Muskulatur, die wir nicht bewusst steuern oder beeinflussen können.
Lifestyle Fact
Häufiges Kauen ist übrigens ganz praktisch beim Abnehmen, denn je länger man kaut, desto langsamer isst man auch. Und da unser Sättigungsgefühl erst nach etwa 15 Minuten einsetzt, wird in dieser Zeit deutlich weniger gegessen, als wenn wir direkt einen ganzen Teller, ohne groß zu kauen herunter schlingen. Somit essen wir weniger und nehmen in Folge dessen auch schneller ab.
Ist der Speisebrei nun in der Speiseröhre angelangt, verschließt der Kehlkopf erst einmal die Luftröhre, damit sich nichts ungewollt in Richtung Lunge auf den Weg macht. Damit die Nahrung nun aber bis in den Magen gelangt, vollführt unsere Speiseröhre peristaltische Wellenbewegungen die den Nahrungsbrei vorsichtig in unseren Magen transportieren.
Der Magen
Wenn die Nahrung nun in unserem Magen ankommt, kann man sich das im Prinzip wie einen Türsteher vorstellen, der die Nahrung auf Keime filzt, die durch die Magensäure dann auch direkt abgetötet werden und im schlimmsten Fall wird der Nahrungsbrei auch mal wieder vor die Tür gesetzt.
Lifestyle Fact
Die Bewegungen der Speiseröhre sind so ausgeklügelt konzipiert, dass wir sogar im Handstand etwas Schlucken können und es dennoch im Magen ankommt.
Übrigens wird hier erst einmal Amylase aus dem Speichel neutralisiert und die Kohlenhydratverdauung unterbrochen. Dafür sind im Magensaft Enzyme enthalten, die stattdessen mit der Eiweißverdauung starten. Hierfür vollführt auch unser Magen rhythmische Bewegungen die das Ganze nochmal ordentlich Durchmischen und zerkleinern sollen.
Speisen verweilen übrigens bis zu 6 Stunden im Magen – dabei gilt, je reichhaltiger der Nahrungsbrei umso länger die Verweildauer. Sogar Getränke werden etwa 1 Stunde im Magen durchgeschüttelt, bevor sie in unserem Darm weiter wandern dürfen.
Der Dünndarm
In den Darm, genauer gesagt den Zwölffingerdarm (Duodenum) werden aber immer nur kleinen Portionen weitergegeben. Dort wird die enthalten Magensäure erst einmal durch unsere Verdauungssäfte aus Leber und Bauchspeicheldrüse neutralisiert. Sonst würde die Säure unseren Darm angreifen und hier über kurz oder lang zu starken Entzündungen, Geschwüren und Schmerzen führen.
Außerdem sitzen hier auch einige Zellen in der Darmwand, die Schleim produzieren um unsere Darmschleimhäute vor den Säuren zusätzlich zu schützen.
die Verdauungssäfte
Mit Hilfe der Verdauungssäfte wird nun die richtige Verdauung eingeleitet. Hierfür haben wir einmal die Galle, die in der Leber produziert wird und mit der auch gleichzeitig Giftstoffe aus dem Körper ausgeleitet werden. Da diese Giftstoffe nun den gesamten Darm passieren, um dann mit dem Stuhl ausgeschieden werden zu können, ist es besonders wichtig, eine gesunde und intakte Darmschleimhaut zu haben. Ist diese nämlich zu durchlässig, werden die mühselig ausgeschiedene Giftstoffe wieder über die Schleimhäute aufgenommen und mit dem Blut in unseren Organismus gebracht. Das belastet unsere Leber und hält sich gleichzeitig von anderen wichtigen Aufgaben ab.
Die Galle wird übrigens immer durch das Eintreffen von Fetten im Dünndarm ausgelöst. Wer also sehr selten Fette zu sich nimmt, hat ein höheres Risiko für Gallensteine, da die Gallensäfte zwar konstant von unserer Leber gebildet, dann aber in der Gallenblase gesammelt werden und dort immer weiter konzentriert werden, wenn sie nicht regelmäßig gebraucht wird. Je stärker die Gallensäfte konzentriert sind, desto mehr Gallengries und später auch Gallensteine können sich entwickeln.
Die Galle leistet dabei übrigens nur Vorarbeit für die Fettverdauung, sie hilft dabei das Fett zu emulgieren, damit die Enzyme der Bauchspeicheldrüse mit der eigentlichen Fettverdauung starten können.
Mit den Verdauungssäften aus der Bauchspeicheldrüse gelangt nun auch wieder die bekannte Amylase zu dem Nahrungsbrei und führt die Arbeit der Kohlenhydratverdauung weiter. Ebenfalls in diesem Verdauungssaft enthalten ist Natriumbikarbonat, welches die Magensäure neutralisiert. Weitere Enzyme wie Peptidasen, Proteasen oder Nukleasen sind dann noch für die Zersetzung von Proteinen, Proteinzerfallsprodukten und Nukleinsäuren zuständig.
Die Nährstoffaufnahme
Ist nun also unsere Nahrung in ihre kleinsten Bestandteile zersetzt, beginnt die eigentliche Aufnahme in unseren Körper. Unser Dünndarm ist mit vielen großen Falten und Furchen übersäht auf denen wiederum viele kleine „Fühler“ sitzen. Im Prinzip wie ein wuscheliger Hochflor-Teppich, der in Falten zusammen geschoben ist. Diese kleinen Fühler, auch Mikrovili genannt, nehmen nun alle wichtigen Nährstoffe aus dem Darm auf und geben sie an unser Blutsystem ab.
Auch hier gibt es übrigens eine tolle Sicherungsvorkehrung: sämtliches Blut, das Nährstoffe aus dem Darm aufgenommen hat, wird erst einmal über die Pfortader zur Leber transportiert, damit diese ebenfalls nochmal Türsteher spielen kann. (Deshalb müssen beispielsweise auch viele Medikamente viel höher dosiert sein, als eigentlich benötigt wäre, da ein großer Teil von der Leber direkt wieder aussortiert wird)
Allerdings gibt es eine Schwachstelle in dieser Sicherungsvohrkehrung. Lediglich das Blut wird in der Leber kontrolliert. Leider werden aber gerade die Fette nicht mit dem Blut sondern über unser Lymphsystem aus dem Darm abtransportiert. Von dort aus landen die Fette dann im oberen Venenwinkel und danach direkt in unserem Herzen. Deshalb sollten wir uns gerade bei Fett besonders Gedanken machen, was wir uns und unserem Körper da zuführen.
Der Dickdarm
Sind nun alle wichtigen Nährstoffe aus der Nahrung aufgenommen und der Dünndarm so langsam passiert, trifft der Speisebrei auf die Ileozäkalklappe. Diese hat wiederum eine ganz besondere Funktion. Sie trennt einmal unseren Dünndarm von unserem Dickdarm und passt dabei gleichzeitig darauf auf, dass nicht aus dem Dickdarm, zurück in den Dünndarm gelangen kann. Unser Dünndarm ist nämlich ein eher keimarmer Raum, vor allem die ersten Teile des Dünndarms, erst zum Ende hin sind etwas mehr Darmbakterien anzutreffen.
Im Dickdarm dagegen befindet sich unser bekanntes Mikrobiom, das etwa 1 bis 1,5 kg Gewicht am Darmbakterien enthält.
In diesem Bereich wird der Nahrungsbrei endgültig zum Stuhl verarbeitet, ihm wird Wasser entzogen und auch noch einige Gallensalze wieder aufgenommen. Die Darmbakterien verstoffwechseln hier noch einige Reste der Nahrung und unser Immunsystem wird trainiert.
In unserem Darm liegen nämlich ca. 70% unserer Immunzellen – auch GALT genannt.. Gut-associated lymphoid tissue – also Darm assoziiertes lymphatisches Gewebe. Diese Zellen kommen mit dem Nahrungsbrei in Kontakt und werden so auf die verschiedene Bausteine trainiert. Schwierig wird es hierbei aber dann, wenn diese Zellen überempfindlich werden und dann auch auf Nahrungsbestandteile reagieren, die wir bisher eigentlich problemlos vertragen hatten. Das passiert meistens dann, wenn der Darm, besonders die Darmschleimhaut nicht mehr ausreichend geschützt ist, die Darmflora gestört ist und so vermehrt Giftstoffe auf die Zellen wirken können und diese in ihrer Arbeit irritieren. Kann beispielsweise auch bei dem bekanntesten der Darmpilze, dem Candida albicans, auftreten. Dieser Verstoffwechselt vorrangig Zucker und produziert dabei durchweg Stoffwechselprodukte die unsere Darmschleimhaut schädigen und über kurz oder lang sogar unsere Psyche beeinflussen können. Ein Hinweis hierauf ist zum Beispiel ein ständiges Verlangen nach Süßem.
Der Darmausgang
Neigt sich unser Darm nun dem Ende zu gibt es noch einen spannenden Teil, das Rektum. Hier wird der Stuhl gespeichert und in die abschließende Form gebracht, bis wir das Signal erhalten, dass ein Toilettengang nun angebracht wäre. Solange wir noch kein Signal erhalten haben befindet sich der Stuhl noch in dem Darmabschnitt den wir nicht bewusst steuern können. Hier gibt es nun aber ein ausgeklügeltes System.. zuerst kommt ein innerer Muskel, genauer gesagt der Sphinkter, der nicht bewusst angesteuert werden kann. Sowie dieser aber den Stuhl durchtreten lässt, erhält ein zweiter Sphinkter, der äußere genauer gesagt, einen Impuls und meldet uns das wir nun wohl müssen. Ab diesem äußeren Sphinkter können wir nun wieder selbst entscheiden… Zumindest solange bis der Druck zu stark wird. Im Normalfall sollte das aber noch kein Problem sein.
Wer allerdings eher Probleme hat, den Stuhl abzusetzen hat häufig zu wenig getrunken, wodurch dem Stuhl zu stark Wasser entzogen wird und er sehr fest wird. Hier sollte Mal versucht werden ausreichend zu trinken und die Beine auf der Toilette anzuwinkeln, beispielsweise mit einem Kleinen Hocker. Allerdings sollten eine andauernde Verstopfung unbedingt medizinisch abgeklärt werden.
Wie Du sehen kannst Spielen bei der Verdauung eine Vielzahl von Organen, Faktoren und Prozessen eine Rolle, die aber auch schnell aus der Bahn geraten kann. Wenn du noch mehr zu den Themen wissen möchtest schau auch gerne Mal in unserer Rubrik „Darmgesundheit“ vorbei. Dort findest du noch weitere Beiträge, Videos, Rezepte und Erklärungen rund um den Darm 🙂