Erst mal zu den Grundlagen
Der „ideale“ Zyklus dauert etwa 28 Tage. Doch wie man schon ahnen kann, ist das nur ein Richwert. Solang euer Zyklus zwischen 25 und 35 Tagen dauert zählt das alles noch als „normal“. Der Zyklus beginnt dabei immer mit dem ersten Tag der Periode. Hier werden nun die Schleimhäute abgestoßen, die während des Zyklus davor aufgebaut wurden. Die Periode dauert nun etwa 4-7 Tage und schwämmt dabei die abgestoßenen Schleimhäute mit raus. Nach dem Ende der Periode wird die Schleimhaut nun langsam wieder aufgebaut bis sie kurz vor Zyklusende ihr Maximum erreicht. In etwa der Mitte des Zyklus steht dann noch der Eisprung an. Dieser findet ca. 14 Tage vor der Periode statt. Das heißt bei einem 25 Tage Zyklus ist der Eisprung etwa am 11. Zyklustag.
Überall Hormone
Was ich bei den Grundlagen nun noch komplett ausgelassen hatte, sind die Hormone. Unsere Hormone machen den Zyklus erst richtig interessant, aber auch noch etwas komplizierter. Die wichtigsten Hormone über ich nun was erzählen möchte sind LH, FSH, Progesteron und Östrogen.
FSH
Fangen wir nun mal mit LH und FSH an. Beides sind Hormone die von unserer Steuerzentrale im Gehirn ausgeschüttet werden, um unseren Zyklus zu steuern. Um das zu erklären fange ich erst mal bei den genauen Namen an. Das FSH steht für follikelstimulierendes Hormon. Der Follikel ist das Ei, das dadurch im Eierstock heran reifen soll. Das geschieht in der ersten Zyklushälfte. Das FSH wird hierbei erst mal nur gering ausgeschüttet bis es kurz vorm den Eisprung schwallartig ausgeschüttet wird und sein Maximum erreicht, dem sogenannten Peak. Danach sinkt das FSH schnell wieder ab und steigt erst im nächsten Zyklus wieder an.
LH
Das LH, also luteinisierendes Hormon, ist vom Namen her nicht ganz so selbsterklärend wie das FSH. Erst mal zum Begriff, luteinisierend bedeutet gelbfärbend, was auf einen Zusammenhang mit dem Gelbkörper hindeutet. In der ersten Zyklushälfte steigt das LH nun erst mal kurz vor dem Eisprung an und löst mit seinem Peak, also den höchsten Anstieg den Eisprung aus. Bei diesem Eisprung bleibt nun ein kleiner Follikelrest übrig, der das eigentliche Ei umgeben hat. Dieser Rest wird als Gelbkörper bezeichnet. Das LH sinkt nach dem Eisprung, deutlich ab, aber nicht vollständig. Nun regt es den Gelbkörper zur Bildung von Progesteron an.
Östrogen
Östrogen ist ein Überbegriff für die weiblichen Geschlechtshormone, dazu zählen Östron, Östradiol und Östriol. (In manchen Texten werden sie auch als Estron, Estradiol und Estriol bezeichnet). Das wichtigste dieser 3 Hormone ist das Östradiol.
Während unserem Zyklus spielen die Östrogene vor allem in der ersten Zyklushälfte eine wichtige Rolle. Angeregt durch das FSH wird in der ersten Zyklushälfte das Östrogen von dem reifenden Follikel und den Ovarien produziert. Der steigende Östrogenwert regt nun unsere Gebärmutterschleimhaut zum Aufbau an. Gleichzeitig wird durch das Östrogen auch unser Gebärmutterhals geöffnet und der Zervixschleim verflüssigt, damit die Spermien der Weg zur Befruchtung erleichtert wird. Der steigende Östrogenwert unterdrückt dabei aber auch eine weitere Freisetzung von FSH und bremst noch eine gewisse Zeit die Ausschüttung von LH aus. Gleichzeitig fördert es aber dennoch die Produktion von LH, welches dann nach Erreichen des Östrogenpeaks schwallartig ausgeschüttet wird und damit die Ovulation, also den Eisprung auslöst.
Das Östrogen sinkt danach wieder ab und hat nochmal einen kleinen Peak etwa in Mitte der zweiten Zyklushälfte.
Progesteron
Von Progesteron haben bestimmt einige schon einmal gehört, da Progesteron inzwischen auch schon immer häufiger Verdachtsweise verschrieben wird, wenn Symptome auf einen Mangel hindeuten können.
Doch was bewirkt es in unserem Körper?
Wie Schon erwähnt wird es vom Gelbkörper produziert. Sinn dabei ist, dass das Ei nach dem Eisprung im besten Fall befruchtet wird und dann auf eine vorbereitete Gebärmutterschleimhaut treffen soll. Hier ist das Progesteron zuständig. Es bereitet die Schleimhaut auf die Einnistung vor. Nebenbei erhöht es praktischerweise auch noch die Körpertemperatur um 0,3-0,5°C – das können wir dann wieder für die natürliche Empfängnisverhütung nutzen.
Wenn keine Schwangerschaft zustande kommt, bildet sich der Gelbkörper gegen Ende des Zyklus zurück, das Progesteron nimmt ab und die Schleimhaut wird abgebaut. Durch die Abnahme des Progesteron wird dann wiederum die Menstruation ausgelöst und der Zyklus beginnt von vorne.
In der Schwangerschaft hat Progesteron noch weitere Eigenschaften, die demnächst in einem Schwangerschafts-Beitrag gelüftet werden.
Was kann alles schief laufen?
Wie ihr bei dem Hormonabschnitt vielleicht merken konntet, hängen in unserem Zyklus viele Faktoren voneinander ab, damit er so läuft, wie er laufen sollte. Doch wo so viel Zahnräder ineinander laufen, können natürlich auch viele größere und kleinere Fehlfunktionen auftreten.
Erniedrigte FSH und LH Werte
Beginnen wir wieder bei FSH und LH. Wie bereits erwähnt werden diese in unserem Gehirn produziert. Genauer gesagt in unserem Hypophysenvorderlappen. Die Hypophyse ist ein Bereich unseres Gehirn, in dem verschiedene Steuerhormone gebildet werden. Wenn hier nun ein Problem vorliegt, kann es passieren dass nicht mehr genügend Hormone produziert werden und unter anderem auch unser Zyklus darunter leidet. Allerdings ist das der seltenere Fall, die meisten Zyklusstörungen entstehen an anderen Stellen. Trotzdem nochmal im genauen: Wenn die Hypophyse nicht genügend oder gar kein FSH und LH mehr produzieren kann, fällt unsere Periode aus und wir können nicht mehr schwanger werden, da kein Follikel mehr heranreift.
Es kann allerdings auch noch andere Ursachen für einen Mangel an FSH und LH geben, wenn unser Körper nicht ausreichend versorgt wird, wie zum Beispiel bei Magersucht oder wenn wir unter besonders großem Stress stehen, können ebenfalls unsere Hormone leiden und somit auch unser Zyklus.
Gelbkörperschwäche
Eine der Erkrankungen, die auf den Progesteronspiegel Einfluss nimmt ist die Gelbkörperschwäche.Hier liegt ein Defekt im Gelbkörper vor, wodurch es zur unzureichenden Produktion von Progesteron kommt. Dies kann dann auch zur hormonell bedingten Unfruchtbarkeit führen. Hinweise auf diese Erkrankung sind unregelmäßige Zyklen oder auch zu häufig auftretende Zyklen. Schmierblutungen die noch vor der eigentlichen Menstruation auftreten, oder auch das prämenstruelle Syndrom.In der Anamnese findet man häufig vorangegangene Fehlgeburten oder unerfüllter Kinderwunsch. Ebenso treten häufig Schlafstörungen, Gereiztheit, bis hin zu Depressionen auf. Es können auch Ovarialzysten oder Uterusmyome auftreten.
Eine Gelbkörperschwäche kann durch verschiedene Dinge ausgelöst werden, neben beginnenden Wechseljahren und Umweltbelastungen kann auch eine Ovarialinsuffizienz Ursache sein.
Diese Ovarialinsuffizienz kann ebenfalls viele Ursachen haben. Störungen im Hormonhaushalt im Bereich der Nebennieren, Schilddrüse oder Bauchspeicheldrüse oder frühere Infektionen der Eierstöcke können dazu führen.
Erhöhte Progesteronwerte
Erhöhte Progesteronwerte sind deutlich seltener als zu niedrige Werte, können aber dennoch auftreten. Ganz physiologisch kommt dies während der Schwangerschaft vor, da das Progesteron zum Aufrechterhalten der Schwangerschaft vermehrt produziert wird. Medikamentös bedingt kann der Wert im Rahmen einer Fruchtbarkeitstherapie oder durch Einnahme der Antibabypille erhöht sein. Pathologische Ursachen für einen erhöhten Progesteronwert sind Tumore von Eierstöcken / Hypophyse / Plazenta, Schilddrüsenerkrankungen oder das andrenogenitale Syndrom. Zudem kann auch eine Störung des Gelbkörpers dazu führen, wenn dieser nicht abgebaut wird und somit weiterhin Progesteron bildet.
Bei den Tumorerkrankungen liegt die Ursache der Erhöhung in einer vermehrten Produktion von LH oder Progesteron durch den jeweiligen Tumor.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion läuft der Stoffwechsel zu langsam ab, wodurch das Verhältnis von Östrogen zu Progesteron aus dem Gleichgewicht kommt und somit zu viel Progesteron vorhanden ist. Bei dem seltenen andrenogenitalen Syndrom (AGS), liegt eine Erkrankung der Nebennieren vor. Hierbei werden zu viele männliche Sexualhormone gebildet, was im Verlauf zur Vermännlichung führt.
Symptomatisch äußert sich der erhöhte Wert durch Ermüdung, Migräne und einer stark verminderten Libido.
Östrogenmangel
Bei einem Östrogenmangel muss unterschieden werden, ob er im natürlichen Lauf des Alterns in Form der Wechseljahre auftritt oder schon früher durch andere Faktoren ausgelöst wird. Neben Funktionsstörungen im Bereich der Schilddrüse und der Eierstöcke oder der Nebennieren, sowie nach Entfernung der Eierstöcke, beispielsweise durch Tumorerkrankungen, können auch weitere Umstände einen Östrogenmangel bewirken. Hierzu zählen Leistungssport und Magersucht oder auch eine Tumor-Hormonbehandlung. Akut auftretend führt der Östrogenmangel zu Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Schlafstörungen, trockenen Schleimhäuten und Zyklusstörungen. Bei länger anhaltende Östrogenmangel treten dazu weitere chronische Symptome auf, wie starke Faltenbildung, Haut- und Haarprobleme – auch im Intimbereich, depressive Verstimmungen, Gereiztheit, Konzentrationsstörungen, Nervosität, Herzrhythmusstörungen und erhöhte Blutfettwerte.