Die Menstruation begleitet Frauen über viele Jahrzehnte ihres Lebens. Trotzdem wird sie auch heute noch oft tabuisiert, mit Scham besetzt oder schlicht nicht ernst genommen – weder gesellschaftlich, noch medizinisch. Dabei birgt sie wertvolle Hinweise über den Gesundheitszustand und darf auch in der therapeutischen Praxis als Diagnosefenster und Gesprächsanlass genutzt werden.
In diesem umfassenden Beitrag möchten wir nicht nur die physiologischen Grundlagen der Menstruation beleuchten, sondern auch einen praxisnahen Überblick über moderne Menstruationsprodukte, Risiken konventioneller Produkte und natürliche Alternativen geben. Alle Inhalte eignen sich sowohl zur patientenfreundlichen Aufklärung als auch zur Reflexion im therapeutischen Alltag.
Die erste Blutung – die Menarche
Die erste Regelblutung einer Frau nennt sich Menarche. Sie tritt im Schnitt mit etwa 12,5 Jahren auf, wobei die Spannbreite groß ist. Eine frühe Menarche kann bereits in der Grundschule beginnen, eine späte auch erst mit 15 oder 16 Jahren eintreten. Damit sie einsetzt, muss der Körper über einen gewissen Energie- und Fettanteil verfügen:
- mind. 17 % Körperfett für den Start der Menstruation
- ca. 22 % für einen regelmäßigen Zyklus mit Eisprung
Ein Vorzeichen ist der sogenannte Weißfluss, der 1 bis 2 Jahre vor der Menarche auftreten kann. In dieser Zeit beginnt der Körper, vermehrt Östrogene zu bilden. Die ersten Zyklen sind meist unregelmäßig, da sich das Hormonsystem erst einpendeln muss.
Wie die Menstruation abläuft
Ausgelöst wird die Menstruation durch den Abfall von Progesteron und Östrogen. Nach dem Eisprung produziert der Gelbkörper Progesteron, um eine mögliche Schwangerschaft zu unterstützen. Bleibt die Befruchtung aus, sinken die Hormonspiegel ab, die Gebärmutter kontrahiert leicht, und die aufgebaute Schleimhaut wird abgestoßen.
- Durchschnittlicher Blutverlust: ca. 65 ml
- Die stärkste Blutung findet meist an den ersten zwei Tagen statt
Viele sprechen auch von einem „Reinigungsprozess“, der die alte Schleimhaut ablöst. In der Praxis sehen wir, dass Störungen der Menstruation (zu stark, zu schwach, schmerzhaft, ausbleibend) wichtige Hinweise auf hormonelle Dysbalancen oder funktionelle Störungen geben können.
Menstruationsprodukte unter der Lupe
Konventionelle Binden & Slipeinlagen
Diese bestehen überwiegend aus gebleichtem Zellstoff und enthalten oft weitere Stoffe wie:
- Pestizidrückstände (aus konventionellem Baumwollanbau)
- Duftstoffe
- Klebstoffe mit kritischen Inhaltsstoffen
- In Einzelfällen: Dioxine oder Phtalate (Weichmacher)
In der EU gelten sie als Gebrauchsgegenstand – ohne Deklarationspflicht. Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Dioxinbelastung und Endometriose. Deshalb sollte man möglichst auf ungebleichte Bio-Produkte oder wiederverwendbare Baumwollprodukte zurückgreifen.
Tampons & Schleimhautbelastung
Auch bei Tampons gibt es keine Kennzeichnungspflicht für die Inhaltsstoffe. Enthalten sein können u. a.:
- Polyesterüberzüge
- Polypropylen
- chemische Bleichmittel
Diese Materialien stehen im Verdacht, das Vaginalmilieu negativ zu beeinflussen und möglicherweise Pilzinfektionen, Trockenheit oder sogar das toxische Schocksyndrom (TSS) zu begünstigen.
Bessere Wahl: zertifizierte Bio-Tampons aus ungefärbter, unbehandelter Baumwolle (z. B. Juno&me, The Female Company, MyLily)
Die Menstruationstasse – nachhaltig & individuell
Menstruationstassen erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Sie bestehen meist aus medizinischem Silikon oder TPE und werden vaginal eingeführt, wo sie das Blut sammeln.
Vorteile:
- Wiederverwendbar & umweltfreundlich
- Kaum Auslaufschutzprobleme bei korrekter Anwendung
- Keine Austrocknung der Schleimhäute
- Ideal für sensible Vaginalflora
Wichtig bei der Auswahl:
- Körpergröße
- Lage des Muttermunds
- Beckenbodenstärke
- Geburten (vaginal oder nicht)
- Material & Härtegrad (z. B. „Classic“ vs. „Sport“)
Marken wie MeLuna und Feecup bieten umfassende Größen- & Materialberatung – inkl. Online-Tools.
Zur Anwendung:
- vor und nach der Menstruation auskochen (3–5 Minuten)
- hygienisch einsetzen und maximal 12 h tragen
- beim Entfernen immer den Unterdruck lösen!
Nicht geeignet bei akuten Infektionen, im Wochenbett oder bei sehr empfindlichem Vaginalmilieu.
Periodenunterwäsche – komfortabel, atmungsaktiv & nachhaltig
Periodenunterwäsche ist in den letzten Jahren zu einer echten Alternative geworden – sowohl für junge Mädchen als auch für Frauen, die auf synthetische oder invasive Produkte verzichten möchten. Sie sieht aus wie normale Unterwäsche, ist aber im Schrittbereich mit einer saugstarken, mehrlagigen Membran ausgestattet, die das Menstruationsblut sicher aufnimmt.
Vorteile auf einen Blick:
Kein Eingriff in den natürlichen Blutfluss: Anders als Tampons oder Menstruationstassen saugt die Unterwäsche das Blut sanft auf, ohne dass etwas blockiert wird. Das empfinden viele Frauen als besonders angenehm – vor allem bei stärkeren Blutungen oder wenn sie sich „freier fließen“ lassen möchten.
Wiederverwendbar & umweltfreundlich: Einfach nach dem Tragen ausspülen und bei 30°C waschen – das spart Müll und langfristig auch Geld.
Hautfreundlich & atmungsaktiv: Gute Periodenunterwäsche ist frei von schädlichen Chemikalien, weich auf der Haut und auch für sensible Schleimhäute geeignet.
Für wen eignet sie sich?
Für die Nacht oder leichte bis mittlere Blutungstage
Als Back-up zu Tasse oder Tampon
Besonders angenehm im Wochenbett oder für Teenager
Auch ideal bei sehr starker Periode, um in Kombination mit anderen Produkten (z. B. Tasse oder Tampon) zusätzlichen Schutz zu bieten – gerade in stressigen Alltagsmomenten oder unterwegs eine echte Erleichterung
Markenempfehlungen (unbezahlte Werbung):
The Female Company – modisch, bequem und aus Bio-Baumwolle
Gotyu – schlicht und saugstark, auch für stärkere Blutungen geeignet
Femtis – mit verschiedenen Modellen für alle Zyklustage, vegan & ohne Silberionen
Viele Frauen berichten, dass Periodenunterwäsche ihnen das erste Mal das Gefühl gegeben hat, sich während der Periode nicht eingeschränkt zu fühlen. Gerade auch für junge Mädchen oder sensible Frauen kann sie eine echte Erleichterung sein.
Die Menstruation ganzheitlich nutzen
Die Periode ist weit mehr als ein „monatliches Übel“. Sie ist ein biologisches Feedbacksystem, das uns viel über die hormonelle Balance, den Energiezustand und die inneren Ressourcen verrät. Deshalb lohnt es sich, in der Praxis genauer hinzusehen:
- Wie erlebt die Patientin ihre Periode?
- Wie ist der Blutungsverlauf, die Dauer, die Schmerzintensität?
- Welche Produkte werden genutzt, und wie verträgt sie sie?
- Ist die Blutung dunkel oder hellrot, ist sie klumpig?
Gerade für Therapeut:innen ist es hilfreich, diese Aspekte nicht zu tabuisieren, sondern sie aktiv in die Anamnese einzubinden.



