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Alternative Verhütung – Natürliche Methoden im Praxisalltag vermitteln

Immer mehr Patient:innen wünschen sich eine Verhütung ohne Hormone – aus unterschiedlichsten Gründen. Gleichzeitig kursieren viele Halbwahrheiten oder gefährliches Halbwissen zu alternativen Methoden. Genau hier können wir als Therapeut:innen wertvolle Aufklärungsarbeit leisten.

In diesem Beitrag findest du eine praxisnahe Übersicht über hormonfreie Verhütungsmethoden – mit Fokus auf die symptothermale Methode nach Sensiplan, aber auch ergänzenden Methoden wie Kondom, Diaphragma oder Kupfermethoden. Du bekommst gezielte Infos, die du in Beratungsgesprächen nutzen oder direkt an deine Klient:innen weitergeben kannst.

NFP verstehen – natürliche Zyklusbeobachtung mit System​

NFP steht für „Natürliche Familienplanung“ – genauer gesagt: die symptothermale Methode. Dabei handelt es sich um eine wissenschaftlich fundierte Form der Zyklusbeobachtung, bei der Frauen täglich zwei körperliche Merkmale dokumentieren: die morgendliche Aufwachtemperatur (Basaltemperatur) und ein weiteres Fruchtbarkeitszeichen wie den Zervixschleim oder den Muttermund.

Ziel ist es, den Eisprung und damit die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage im Zyklus sicher zu erkennen – sei es zur Verhütung oder bei Kinderwunsch. Die Methode nach Sensiplan gilt als besonders sicher, wenn sie korrekt angewendet wird, und ist vollkommen hormonfrei.

NFP nach Sensiplan – Vorteile & Herausforderungen

Die symptothermale Methode nach Sensiplan ist nicht nur effektiv, sondern auch körperbewusst. Viele Frauen berichten, dass sie sich durch die regelmäßige Zyklusbeobachtung besser kennenlernen und sich insgesamt wohler in ihrem Körper fühlen.

Vorteile:

  • Sehr hohe Sicherheit bei korrekter Anwendung
  • Hormonfrei, nebenwirkungsfrei und körperorientiert
  • Stärkt das Körperbewusstsein und eignet sich auch zur Zyklusdiagnostik
  • Für Verhütung und Kinderwunsch geeignet

Herausforderungen:

  • Erfordert zu Beginn Zeit für Einarbeitung und Disziplin
  • Nur geeignet, wenn die Klientin motiviert ist, sich täglich mit ihrem Zyklus zu beschäftigen

Wichtig ist die Abgrenzung zu anderen Methoden: Es gibt viele Varianten natürlicher Verhütung, doch nur Sensiplan basiert auf einem fundierten Regelwerk mit nachgewiesener Sicherheit.

Die Grundlage der symptothermalen Methode ist das Verständnis für den weiblichen Zyklus und dessen fruchtbare und unfruchtbare Phasen. Im Zentrum steht die Erkenntnis, dass Frauen nicht an jedem Zyklustag fruchtbar sind – im Gegenteil: Die fruchtbare Phase ist mit etwa sechs Tagen erstaunlich kurz.

Konkret handelt es sich dabei um:

  • fünf Tage vor dem Eisprung (Überlebenszeit der Spermien)
  • einen Tag nach dem Eisprung (Überlebenszeit der Eizelle)

Um die fruchtbaren Tage sicher einzugrenzen, beobachten Anwenderinnen zwei der folgenden drei Merkmale:

  • Basaltemperatur
  • Zervixschleim
  • Muttermund

Mit der richtigen Anleitung und etwas Übung lässt sich so ein sehr individuelles und sicheres Zyklusbild erstellen.

Die tägliche Temperaturmessung ist ein zentrales Element der symptothermalen Methode. Gemessen wird die sogenannte Basaltemperatur – also die Körpertemperatur direkt nach dem Aufwachen, noch vor dem Aufstehen oder Sprechen.

Wichtig:

  • Messung mit einem Thermometer, das zwei Stellen nach dem Komma anzeigt (zwingend notwendig)
  • Mindestens 3 Minuten messen
  • Immer am gleichen Messort (oral oder vaginal)

Nach dem Eisprung steigt durch das Hormon Progesteron die Körpertemperatur leicht an. Dieser Anstieg ist im Zyklusverlauf klar erkennbar und zeigt zuverlässig an, wann der Eisprung stattgefunden hat. Damit bildet die Temperaturkurve eine wichtige Basis für die Auswertung.

Der Zervixschleim verändert sich im Laufe des Zyklus und liefert wertvolle Hinweise zur Fruchtbarkeit. In der Praxis lässt sich dieses Merkmal sehr gut im Alltag beobachten – z. B. beim Toilettengang.

Merkmale:

  • Fruchtbar: spinnbar, klar, eiweißartig
  • Unfruchtbar: trocken, zäh, klumpig oder gar nicht vorhanden

Sensiplan arbeitet mit Kürzeln wie f, t, S und S+ zur Dokumentation. Mit etwas Übung lernen Anwenderinnen, ihren Schleim sehr zuverlässig einzuschätzen – ein oft unterschätzter, aber äußerst zuverlässiger Zyklusmarker.

Der Muttermund verändert im Zyklus seine Lage, Öffnung und Festigkeit – je nach Hormonlage:

  • Unfruchtbar: hart, geschlossen, tief
  • Fruchtbar: weich, geöffnet, hoch

Diese Beobachtung ist optional, kann aber mit zunehmender Erfahrung wertvolle Zusatzinformationen liefern. Besonders für visuell oder taktil orientierte Frauen ist sie eine hilfreiche Ergänzung.

NFP nach Sensiplan bietet eine sehr hohe Sicherheit:

  • Methodensicherheit: 0,4 (Pearl-Index) – vergleichbar mit der Pille
  • Gebrauchssicherheit: ca. 5 – abhängig von Einarbeitung und Konsequenz

Die Auswertung erfolgt anhand definierter Regeln. Unterstützend können Apps wie „mynfp“ oder „Ovy“ genutzt werden – sie ersetzen aber kein Regelwissen. Nur wer versteht, was die App berechnet, kann im Zweifel selbst korrekt reagieren.

Der Zyklus ist keine Maschine – viele äußere Einflüsse können Messwerte beeinflussen. Dazu gehören:

  • Alkohol
  • Schlafmangel
  • Medikamente
  • Krankheit oder Stress
  • Reisen, Zeitverschiebung, Schichtarbeit

Diese Faktoren gilt es zu erkennen und korrekt zu dokumentieren bzw. bei der Auswertung auszuklammern. Mit etwas Erfahrung wird auch das zur Routine.

Gerade zu Beginn ist eine gute Einführung entscheidend. Möglichkeiten:

  • zertifizierte NFP-Beratung (z. B. über nfp-online.de)
  • das Praxisbuch „Natürlich & sicher“ (Trias Verlag)
  • ergänzende Bücher z. B. von Dr. Dorothee Struck oder Isabel Morelli
  • Online-Kurse, Zyklusblätter, Communitys

Ein gutes Thermometer (zwei Nachkommastellen!) ist Pflicht. Auch wenn eine App verwendet wird – Regelwissen bleibt die Grundlage.

Die symptothermale Methode bietet nicht nur eine sichere, hormonfreie Verhütung, sondern liefert auch wertvolle Informationen zur hormonellen und zyklischen Gesundheit – und ist damit ein echter Mehrwert für die ganzheitliche Praxisarbeit.

Mögliche Einsatzbereiche für Therapeut:innen:

  • Bestimmung des optimalen Zeitpunkts für Speichelhormontests:
    Besonders bei Sexualhormonen ist das Timing entscheidend. Mit Hilfe der Temperaturkurve lässt sich der Eisprung zuverlässig bestimmen – so kann z. B. die Speichelprobe für Sexualhormone gezielt etwa 7 Tage nach dem Eisprung entnommen werden.

  • Frühhinweise auf Schilddrüsenproblematiken:
    Eine dauerhaft zu niedrige Basaltemperatur, eine flache Kurve oder stark schwankende Werte können ein Hinweis auf eine latente Schilddrüsenunterfunktion sein – insbesondere bei gleichzeitig vorhandener Symptomatik.

  • Abklärung von Gelbkörperschwäche:
    Bleibt der Temperaturanstieg nach dem Eisprung aus oder fällt frühzeitig wieder ab, kann dies ein Hinweis auf eine insuffiziente Lutealphase sein – ein typisches Zeichen für eine Gelbkörperschwäche.

  • Zyklusdiagnostik allgemein:
    Die Frage „Findet überhaupt ein Eisprung statt?“ lässt sich mit einer Temperaturkurve gut beantworten – auch ohne Laborwerte. Anovulatorische Zyklen, hormonelle Dysbalancen oder Zyklusbesonderheiten lassen sich dadurch früh erkennen.

  • Erster diagnostischer Überblick ohne invasiven Eingriff:
    Gerade zu Beginn der Begleitung, z. B. bei Kinderwunsch oder unklarer Erschöpfung, kann die Temperaturmessung für 1–3 Monate empfohlen werden. Damit entsteht ein erstes, hormonell orientiertes Gesamtbild – einfach, kostengünstig und patientennah.

NFP ist weit mehr als nur eine Verhütungsmethode. Wer als Therapeut:in die Kurvenauswertung beherrscht, gewinnt ein zusätzliches Werkzeug für die funktionelle Hormontherapie, Zyklusregulation und systemische Anamnese.

trackle – digitales Zyklustracking mit Komfort

Der trackle Sensor ist eine moderne, digitale Unterstützung zur Anwendung der symptothermalen Methode. Er eignet sich besonders für Frauen, die Schwierigkeiten mit dem klassischen morgendlichen Temperaturmessen haben – sei es durch unregelmäßigen Schlaf, kleine Kinder, Schichtarbeit oder schlichtweg Zeitmangel.

Wie funktioniert der trackle?
  • Der Sensor wird wie ein Tampon abends vor dem Schlafengehen vaginal eingeführt.

  • Über Nacht misst er kontinuierlich die Körperkerntemperatur – also die Temperatur, die im Inneren des Körpers herrscht und weniger störanfällig ist als die gemessene Basaltemperatur.

  • Am Morgen wird der Sensor entnommen und in eine kleine Box gelegt, die via Bluetooth die Daten an die dazugehörige App überträgt.

  • In der App können zusätzlich weitere Körpersignale wie Zervixschleim oder Muttermundstand eingetragen werden, sodass regelkonform nach der symptothermalen Methode ausgewertet werden kann.

  • Besonders hilfreich bei unregelmäßigem Lebensrhythmus oder sensibler Temperaturkurve
  • Kein manuelles Messen nötig
  • Sehr komfortable Anwendung, auch für Einsteigerinnen
  • Der Sensor hat eine glatte Oberfläche, ist angenehm zu tragen und trocknet die Vaginalschleimhaut nicht aus
  • Reinigung erfolgt mit klarem Wasser, während der Periode wird der Sensor nicht getragen

Es gibt zwei Varianten:

  • den klassischen trackle und
  • den trackleCatch mit Rückholbändchen, der sich wie ein Tampon entfernen lässt

Wichtig: Auch wenn trackle die Auswertung übernimmt – die Nutzerin sollte das Regelwerk von NFP nach Sensiplan kennen, um Daten selbstständig interpretieren zu können. Digitale Auswertungen können Fehler machen. Der Sensor ersetzt keine fundierte Schulung.

Rabatt-Tipp für Patient:innen: Mit dem Code FRAUENGEFLUESTER10 gibt es 10 % Rabatt auf www.trackle.de*. Alternativ gibt es auch ein Abo-Modell mit monatlicher Zahlung – mit dem Rabatt ist der erste Monat kostenlos.

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Kondome – Klassiker mit vielen Vorteilen

Das Kondom zählt zu den bekanntesten Verhütungsmethoden – und das zurecht. Es ist hormonfrei, unkompliziert und das einzige Verhütungsmittel, das gleichzeitig vor sexuell übertragbaren Infektionen schützt. Für viele Paare – gerade in der Kennenlernphase oder bei wechselnden Partner:innen – ist es daher die erste Wahl.

Was in der Praxis wichtig ist:
  • Die richtige Größe ist entscheidend. Ein zu kleines oder zu großes Kondom kann leichter reißen, abrutschen oder zu Reibung führen.

  • Viele Menschen verwenden über Jahre die falsche Größe – was die Sicherheit deutlich beeinträchtigt.

  • Zur Größenbestimmung gibt es einfache Tools, z. B. auf www.my-size-condoms.com oder in gut sortierten Apotheken.

  • Sofort einsetzbar, ohne Vorbereitung
  • Guter Schutz bei korrekter Anwendung
  • Kein Eingriff in den Hormonhaushalt
  • Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten
  • Auf Haltbarkeit und Lagerung achten (nicht in der Geldbörse, kein direkter Sonneneinfluss)
  • Latexunverträglichkeit? Dann zu latexfreien Alternativen greifen
  • Kondome sind auch ideal, um sich nach dem Absetzen hormoneller Verhütung eine Zeit lang „einzupendeln“

Caya® Diaphragma – die Barriere für sie

Das Caya® Diaphragma ist eine hormonfreie Barriere-Methode, die direkt von der Frau angewendet wird. Es handelt sich um eine flexible Silikonmembran, die vor dem Muttermund platziert wird und so das Eindringen von Spermien verhindert.

Wie funktioniert das Caya® Diaphragma?
  • Das Diaphragma wird vor dem Verkehr mit einem speziellen Verhütungsgel bestrichen und vaginal eingesetzt
  • Es sollte den Muttermund vollständig abdecken
  • Nach dem Verkehr muss es mindestens 6 Stunden, aber maximal 24 Stunden weiter getragen werden.
  • Hormonfrei und körperfreundlich
  • In Einheitsgröße erhältlich – keine individuelle Anpassung erforderlich
  • Kombinierbar mit Milchsäure-Gel, das zusätzlich die Vaginalflora unterstützt
  • Die Anwendung muss geübt werden – z. B. mit gynäkologischer oder hebammengeleiteter Beratung
  • Kein Schutz vor Infektionen – nicht geeignet bei häufig wechselnden Partner:innen
  • Gleitgel darf nicht silikonbasiert sein

Insgesamt bietet das Caya® eine gute Alternative für Frauen, die sich eine selbstbestimmte, hormonfreie Methode wünschen und bereit sind, sich mit ihrem Körper auseinanderzusetzen.

Kupfermethoden – langfristig, lokal & hormonfrei

Kupferbasierte Verhütung zählt zu den beliebtesten Langzeitmethoden ohne Hormone. Dazu gehören:

  • Kupferspirale (IUP)
  • Kupferkette (Gynefix®)
  • Kupferball (IUB®)

Wirkprinzip: Kupfer wirkt lokal in der Gebärmutter, verändert den Zervixschleim und macht Spermien unbeweglich. Zudem kann es auch die Einnistung verhindern.

Vorteile
  • 3 bis 5 Jahre Schutz, je nach Modell
  • Kein täglicher Aufwand
  • Keine hormonellen Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme o. Ä.
  • Die Auswahl der Methode muss zur Gebärmuttergröße passen – eine genaue Vermessung beim Gynäkologen ist essenziell
  • Falsch eingesetzte oder schlecht passende Modelle können zu Beschwerden führen
  • Es kann zu verstärkten Blutungen oder Schmerzen kommen, insbesondere in den ersten Monaten
  • Auch als „Kupferspirale danach“ einsetzbar – sicherer als die klassische Pille danach
  • Besonders geeignet für Frauen mit klarer Vorstellung zur Langzeitverhütung

Abschluss & Verantwortung in der Beratung

Die Wahl der Verhütung ist individuell – und oft mit Unsicherheiten, Vorurteilen oder alten Glaubenssätzen verbunden. Unsere Aufgabe als Therapeut:innen ist es, aufzuklären statt zu überreden und Wege aufzuzeigen, wie Frauen zurück in ihre Eigenverantwortung kommen können.

Ob symptothermale Methode, Barriere oder Kupfer – jede Methode hat ihre Stärken, ihre Anforderungen und ihre Grenzen. Ziel ist es, gemeinsam mit der Patientin die passende Lösung zu finden, mit der sie sich sicher, frei und gut begleitet fühlt.

Wir nehmen das Thema Verhütung auch bewusst in die Anamnese auf – nicht nur zur Zyklusdiagnostik, sondern auch zur Aufklärung: über mögliche Nebenwirkungen hormoneller Methoden, über natürliche Alternativen und deren praktische Umsetzung. Dabei arbeiten wir mit Mustern wie dem Caya® Diaphragma (kostenfrei bestellbar bei MedIntim) und mit unserem eigenen Verhütungsguide.

Der Guide bietet einen kompakten Überblick über hormonelle und hormonfreie Methoden, deren Anwendung, Vor- und Nachteile – ideal zum Mitgeben oder für das Beratungsgespräch.

🟡 Hinweis: Der Verhütungsguide ist im Begrüßungspaket unserer Frauenheilkunde-Ausbildung enthalten und kann aber auch zusätzlich hier erworben werden: frauengefluester-kurse.net/verhuetungsguide

Für alle, die in der Praxis mehr als nur „Pille oder Spirale?“ anbieten möchten – mit Klarheit, Fachwissen und echter Wahlfreiheit. Die Wahl der Verhütung ist individuell – und oft mit Unsicherheiten, Vorurteilen oder alten Glaubenssätzen verbunden. Unsere Aufgabe als Therapeut:innen ist es, aufzuklären statt zu überreden und Wege aufzuzeigen, wie Frauen zurück in ihre Eigenverantwortung kommen können.

Ob symptothermale Methode, Barriere oder Kupfer – jede Methode hat ihre Stärken, ihre Anforderungen und ihre Grenzen. Ziel ist es, gemeinsam mit der Patientin die passende Lösung zu finden, mit der sie sich sicher, frei und gut begleitet fühlt.

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