Ob Farbstoffe, Überzüge oder Zuckerersatz – Zusatzstoffe begegnen uns täglich, oft ohne dass wir sie bewusst wahrnehmen. Dabei lohnt sich gerade für Heilberufler:innen ein genauer Blick: Denn viele Stoffe sind nicht nur überflüssig, sondern können sogar Reaktionen im Körper auslösen, das Mikrobiom verändern oder das Immunsystem belasten.
In diesem Beitrag werfen wir exemplarisch einen Blick auf drei besonders spannende (und fragwürdige) Stoffgruppen – inklusive praktischer Infos für deine Arbeit in der Praxis.
🩸 E120 – Karmin: Wenn aus Läusen Farbe wird
Was viele nicht wissen: Der rote Farbstoff E120, auch Karmin genannt, wird aus zerquetschten Schildläusen gewonnen. Ja, du hast richtig gelesen.
💡 Für die Herstellung werden die weiblichen Läuse ausgekocht, um den Farbstoff zu extrahieren – der dann in vielen Kosmetik- und Lebensmittelprodukten landet.
➤ Typische Einsatzbereiche:
- Bonbons & Limonaden
- Lippenstifte, Lidschatten
- Shampoo & Pflegeprodukte
💥 Risiko: Karmin kann schwere allergische Reaktionen auslösen – vor allem bei Menschen mit bestehender Empfindlichkeit oder atopischer Veranlagung.
🔍 Übrigens: Wird der Stoff synthetisch hergestellt, trägt er die Nummer E124.
📎 Tipp: Einen guten Überblick über betroffene Produkte bietet z. B. die App CodeCheck
🪲 E904 – Schellack: Harz aus Läusen – auf deinem Apfel?
Was nach Baumarkt klingt, landet leider auch auf deinem Teller: Schellack ist ein Harz, das von Lackschildläusen ausgeschieden wird – ursprünglich zum Schutz ihrer Nachkommen.
💡 Für die Industrie wird der Harz mitsamt Baumrinde und darin lebenden Läusen abgekratzt, aufgekocht und verarbeitet – und landet dann…
➤ … hier:
- auf gewachsten Äpfeln & Zitrusfrüchten
- als Überzug auf Süßigkeiten, Nüssen & Kaffeebohnen
📎 Achte auf Hinweise wie „gewachst“ – besonders bei importierten Früchten.
😬 Für viele ist das nicht nur aus ethischer Sicht fragwürdig, sondern auch allergenpotenziell und schwer verdaulich – gerade bei Menschen mit empfindlichem Magen-Darm-System.
🍭 Süßstoffe: Zucker ohne Kalorien – aber mit Nebenwirkungen
Klingt erstmal super: Keine Kalorien, aber süß? Leider ist es nicht ganz so einfach. Süßstoffe wie Aspartam, Saccharin oder Sucralose stehen inzwischen immer häufiger in der Kritik – und das nicht ohne Grund.
💡 Studien zeigen:
- Süßstoffe verändern den Blutzuckerspiegel
- sie fördern Heißhunger & Gewichtszunahme
- und können die Darmflora massiv stören
➤ Was im Darm passiert:
Bereits kleine Mengen verändern die Zusammensetzung der Darmbakterien – so stark, dass diese:
- die Darmschleimhaut durchdringen
- in den Blutkreislauf gelangen
- Biofilme & Toxine bilden, die Entzündungen fördern
💥 Das erhöht das Risiko für Infekte, Allergien, Entzündungen und Resistenzen gegenüber Antibiotika – ein Thema, das in der Praxis oft unterschätzt wird!
🧭 Fazit: Zusatzstoffe bewusst meiden – und Patient:innen aufklären
Als Therapeut:in ist es enorm hilfreich, über kritische Zusatzstoffe und ihre Auswirkungen auf den Organismus Bescheid zu wissen – gerade wenn du mit chronisch kranken, empfindlichen oder allergischen Menschen arbeitest.
💡 In der Praxis lohnt es sich:
- Patient:innen für Zusatzstoffe & Etiketten lesen zu sensibilisieren
- auf naturbelassene, unverarbeitete Lebensmittel zu setzen
- konkrete Apps oder Tools (z. B. CodeCheck) zu empfehlen
- Süßstoffentzug gezielt zu begleiten (inkl. Darmaufbau!)
Wenn du dich intensiver mit E-Nummern, Herkunft, Risiken und Einsatzbereichen beschäftigen möchtest, empfehlen wir dir die Website zusatzstoffe-online.de.
💡 Dort findest du eine umfassende Datenbank mit allen in der EU zugelassenen Zusatzstoffen, inklusive verständlicher Erklärungen, Risikobewertungen und konkreten Anwendungsbeispielen.
Ideal auch, um Patient:innen bei Unverträglichkeiten oder Allergien gezielt aufzuklären – oder um sich selbst einen Überblick im Supermarkt-Dschungel zu verschaffen.
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