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Wenn sich jemand erstmals mit der Natürlichen Familienplanung (NFP) beschäftigt, kommen meist Fragen auf. Die zertifizierte NFP-Beraterin Anne Schmuck möchte in diesem Beitrag mit Vorurteilen aufräumen und beantwortet euch die häufigst gestellten Fragen.

Nochmal Kurz und Knapp: Was ist NFP genau?

NFP ist eine natürliche Methode, mit deren Hilfe Frauen ganz einfach selbst fruchtbare und unfruchtbare Phasen in ihrem Zyklus bestimmen können. Dazu werden bestimmte Körperzeichen beobachtet, die sich um den Eisprung herum ganz typisch verändern und die dir verraten, ob du gerade fruchtbar bist oder nicht. Wenn du gelernt hast, diese Zeichen wahr zu nehmen und sie nach dem Regelwerk der symptothermalen Methode auszuwerten, kannst du damit selbst zuverlässig und sicher erkennen, wann du verhüten musst und wann nicht, oder umgekehrt dieses Wissen dazu nutzen, um gezielt schwanger zu werden.

Wenn du dich erstmal noch mit den Grundlagen von NFP auseinander setzen möchtest, lese zunächst unseren Artikel „NFP-Natürliche Familienplanung“.
Falls du lieber Podcast hörst, statt liest – Anne war als Gast bei uns im Frauengeflüster Podcast und hat uns die ganzen Fragen auch dort beantwortet.

Unabhängige Studien belegen, dass NFP bei richtiger Anwendung tatsächlich genauso sicher ist wie die Pille. Die Sicherheit von Verhütungsmethoden wird meistens mit dem Pearl Index angegeben, der noch einmal in Methoden- und Gebrauchssicherheit unterschieden werden kann: Während die Methodensicherheit die höchstmögliche Sicherheit ausdrückt, die eine bestimmte Methode ohne Anwenderfehler erreichen kann, werden in den Wert der Gebrauchs- oder Anwendersicherheit auch die Schwangerschaften einbezogen, die auf Anwenderfehler zurück zu führen sind.

Für beide Werte gilt: Je niedriger dieser Wert ist, umso weniger Frauen werden schwanger und als umso sicherer gilt die jeweilige Methode. Für die symptothermale Methode haben Studien an den Universitäten Düsseldorf und Heidelberg eine Methodensicherheit von 0,4 und eine Anwendersicherheit von 1,8 ermittelt. Damit gehört sie zu den hochsicheren Methoden und schneidet bei der praxisbezogenen Anwendersicherheit sogar deutlich besser als die Pille ab (Anwendersicherheit 6-8).

Ja, definitiv! Im Unterschied zu anderen natürlichen Methoden, die den Eisprung und die fruchtbaren Tage auf der Basis früherer Zyklen nur ausrechnen, werden sie bei der symptothermalen Methode in jedem Zyklus aus Neue anhand der konkreten Körperzeichen bestimmt. Du kümmerst dich bei der Auswertung also nicht darum, wann du im letzten Zyklus fruchtbar warst, sondern beobachtest für jeden Zyklus neu die Veränderungen deiner Basaltemperatur, des Zervixschleims oder Muttermundes. In unregelmäßigen Zyklen verschiebt sich der Zeitraum des Eisprungs und der fruchtbaren Tage, was dazu führt, dass sich auch deine Auswertung verschiebt: NFP bildet ja die Vorgänge in deinem Körper ab, sodass du diese Verschiebungen genau sehen und beobachten kannst. Die Methode funktioniert deshalb auch in unregelmäßigen oder langen Zyklen, allerdings verlängert sich in diesen Fällen die fruchtbare Phase, in der zusätzlich verhütet werden muss.

Ja. Für beide Körperzeichen braucht es ein bisschen Übung, aber bei den meisten Frauen stellt sich schnell eine Routine ein. Erfahrungsgemäß fällt vielen die Beobachtung des Zervixschleims leichter, aber sicher sind beide Körperzeichen gleichermaßen.

NFP ist ja erstmal nur eine Methode, die die fruchtbaren Tage um den Eisprung herum bestimmt. Ob du dieses Wissen dazu nutzt, um sicher zu verhüten, oder um gezielt schwanger zu werden, kannst du im Prinzip von Zyklus zu Zyklus neu entscheiden. Für die Erfüllung des Kinderwunschs ist es besonders wichtig, auf die fruchtbaren Tage vor dem Eisprung zu achten, weil Spermien ein paar Tage im weiblichen Körper überleben und auf die Eizelle warten können. Deshalb ist bei Kinderwunsch die Beobachtung von Zervixschleim oder Muttermund viel wichtiger als das Temperaturmessen, weil diese beiden östrogenabhängigen Körperzeichen den Eisprung im Vorfeld ankündigen, während die Temperatur erst im Nachhinein bestätigt, dass er wirklich stattgefunden hat. Für eine Befruchtung ist es dann meistens schon zu spät.

Störfaktoren sind Ereignisse, die sich auf die Körpertemperatur auswirken und eine erhöhte Messung verursachen. Solche Ereignisse sind zum Beispiel Krankheit, späteres Messen oder Alkohol und Party am Vorabend. Weil es bei der Temperaturauswertung ja darum geht, den durch den Eisprung ausgelösten Temperaturanstieg festzustellen, können solche Störfaktoren die Auswertung erschweren, denn in der Temperaturkurve sieht ein durch Alkohol erhöhter Wert genauso aus wie eine höhere Messung nach dem Eisprung. Um nicht falsch auszuwerten, müssen diese Störfaktoren deshalb genau notiert werden und, wenn sie erhöhte Messwerte verursachen, aus der Kurve ausgeklammert werden. Sie werden in der Auswertung der Zykluskurve also nicht berücksichtigt.

Dafür kann es unterschiedliche Gründe geben. Oft stecken hinter sehr zackigen Kurven Ungenauigkeiten und Fehler in der Messweise: Für die NFP ist es wichtig, dass die Temperatur wirklich morgens direkt nach dem Aufwachen und vor dem Aufstehen, zur Toilette gehen oder Handy checken gemessen wird. Es kann im Mund, in der Scheide oder im After gemessen werden und die Messdauer muss 3 Minuten betragen. Kürzer gemessene Werte schwanken oft stärker, außerdem ergibt die Messung im Mund bei machen Frauen unruhigere Kurven. In diesen Fällen kann es helfen, den Messort zu wechseln.

Eine weitere Ursache für zackige Kurven sind nicht erkannte Störfaktoren, die die Temperaturen beeinflussen und dafür sorgen, dass die Kurve schlecht auswertbar ist. Vielen Frauen hilft es, ihre persönlichen Störfaktoren mit einer ausgebildeten NFP Beraterin zusammen unter die Lupe zu nehmen, um genau herauszufinden, was ihre Temperatur stört.

Nein, das ist meistens nicht nötig. Bei vielen Frauen haben Abweichungen in der Messzeit von ein oder zwei Stunden keinen Effekt auf ihre Messwerte, bei manchen machen sogar noch größere Schwankungen nichts aus. Wenn eine Messung zu einer späteren Uhrzeit zu gestörten Temperaturwerten führt, gilt dies als Störfaktor und kann entsprechend ausgeklammert werden. Nur wirklich wenige Frauen reagieren auf abweichende Messzeiten so empfindlich, dass sie sich einen Wecker für ihre Messung stellen müssen, um auswerten zu können.

NFP macht durch Beobachtung der Körperzeichen sichtbar, was in deinem Körper geschieht. Aussagekräftig ist NFP deshalb von Anfang an, denn auch, wenn du zum Beispiel keinen Eisprung hast, kannst du das durch NFP erkennen und zuverlässig feststellen. Es gibt keine bestimmte Zeit, die du abwarten musst, bis du NFP anwenden kannst. Viele Frauen fühlen sich aber wohler damit, die ersten drei Zyklen zur Beobachtung zu nutzen, um sich an die Methode zu gewöhnen und sich mit ihren Beobachtungen sicher zu werden.

Ja, kann man! In der Zeit nach der Geburt finden zahlreiche hormonelle Umstellungen statt, die auch den Zyklus betreffen. Wie lange diese Umstellung dauert und wann sich der Zyklus wieder einstellt, ist von Frau zu Frau verschieden und kann ähnlich wie nach dem Absetzen der Pille unterschiedlich lang dauern. Diesen Prozess kann man mit NFP sehr gut mitverfolgen und so die Rückkehr der Fruchtbarkeit genau beobachten.

In der Zeit bis zum ersten Eisprung nach der Entbindung gelten im Vergleich zum normalen Regelwerk etwas abgewandelte Regeln. Die Bestimmung der unfruchtbaren Tage erfolgt nur mit Hilfe des Zervixschleims, in dieser ersten Zeit muss also keine Temperatur gemessen werden. Nach der ersten Periode post partum gelten dann wieder die gewohnten NFP Regeln.

Ja, in den allermeisten Fällen ist das kein Problem. Die Temperatur wird dann trotzdem direkt nach dem Aufwachen gemessen, auch wenn das zum Beispiel nach einer Nachtschicht mitten am Tag ist. Bei manchen Frauen sind die Temperaturwerte davon vollkommen unbeeindruckt, bei anderen zeigen sich Abweichungen. Um damit richtig umzugehen und NFP trotzdem sicher anzuwenden, lohnt es sich, sich von einer NFP Beraterin bei der richtigen Auswertung helfen zu lassen.

Technik ist praktisch, keine Frage. Leider geht dieser Komfort aber zu Lasten der Sicherheit: Es gibt keine einzige App, keinen Computer und kein Tool auf dem Markt, das die Methodensicherheit der symptothermalen Methode erreicht und das mit entsprechenden Studien belegen kann. Einige Apps und Tools sind nicht mal zur Verhütung zugelassen, und in den meisten Fällen ist es für dich als Anwenderin überhaupt nicht transparent, nach welchem Regelwerk die App oder das Gerät auswertet und wie sicher die Anwendung ist.

Hinter Apps stehen Algorithmen, und die sind in der Regel erstens nicht einsehbar und zweitens davon abhängig, dass du als Anwenderin weißt, wie du deinen Zyklus beobachten und was du eintragen musst. Wenn du zum Beispiel Störfaktoren nicht erkennst oder bei der Einordnung des Zervixschleims Fehler machst, kann die App auch nicht richtig auswerten.

Verlass dich deshalb nie alleine auf eine App oder einen Computer! NFP ist eine tolle, wirklich auch gar nicht so schwer zu lernende Methode, die es dir ermöglicht, deinen eigenen Körper richtig gut kennen zu lernen. Diese Chance vergibst du, wenn du einfach eine App oder einen Zykluscomputer verwendest und letztlich trotzdem nicht verstehst, was in deinem Körper passiert. Wenn du die Regeln gelernt und dich selbst mit der Methode beschäftigt hast, kannst du deine Zyklen sicherer und zuverlässiger auswerten als jede App. NFP Beraterinnen in ganz Deutschland helfen dir gern dabei, wenn du dich alleine unsicher fühlst.

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Wir sind Mandy und Sina, Heilpraktikerinnen und Gründerinnen von Frauengeflüster.

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