Alkohol– Ein Genussmittel, das heutzutage viel eher eine Alltagsdroge darstellt. Auffällig ist der positiv-unkritische Umgang mit dieser Alltagsdroge. Denn Alkohol wird verwendet, um bestimmte Dinge zu feiern, um zu entspannen und um eine gesellige Runde aufzulockern. Obwohl die meisten Menschen sich der kurzfristigen Auswirkungen von Alkoholkonsum bewusst sind, ist es wichtig, sich auch über die Langzeiteffekte zu informieren. Alkohol stellt ein Zellgift dar und kann somit jedem Organ schaden. Ich möchte in diesem Artikel nun den Fokus auf die Auswirkung von Alkohol auf unser Hormonsystem setzen und aufzeigen, weshalb Alkohol in diesem Sinne nicht zu unterschätzen ist. 

 

Unser Hormonsystem- ein fein abgestimmtes Regelwerk 

Wenn es um unsere Hormone geht, ist es wichtig, dieses System ganzheitlich mit all seinen Wechselwirkungen zu betrachten. Ich stelle mir den Körper und das Hormonsystem gerne als eine Art Uhrwerk vor, mit vielen kleinen Zahnrädern, die ineinander greifen. Stimmt nun an einer Stelle im Zahnrad etwas nicht, so kann sich dies auf das gesamte System auswirken. Alkohol kann hier das hochspezifische Kommunikationssystem unseres Körpers stören. Hierbei möchte ich auf die  Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse Bezug nehmen. Auch wenn sich dies zuerst kompliziert anhört, möchte ich das nun Schritt für Schritt erklären. 

 

Die Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse 

Die Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse (HHGA) ist ein wichtiger hormoneller Regelkreis, der die Funktion der Geschlechtsdrüsen (Gonaden) steuert. 


Grafik 1 


Der Hypothalamus im Gehirn gilt als Kontrollzentrum für viele lebenswichtige Funktionen, einschließlich der Hormonregulation. Im Zusammenhang mit der HHGA produziert der Hypothalamus das Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH). GnRH ist ein Signalhormon, das die Hypophyse stimuliert. 

Die Hypophyse wird auch als Hirnanhangsdrüse bezeichnet. Diese Drüse ist dafür verantwortlich Hormone zu produzieren und freizusetzen. 

Durch das GnRH aus dem Hypothalamus produziert die Hypophyse gonadotrope Hormone, wie das luteinisierendes Hormon (LH) und das follikelstimulierende Hormon (FSH). Diese Hormone sind für die Regulation der Gonaden (Geschlechtsdrüsen)  verantwortlich. Bei Männern sind dies die Hoden und bei den Frauen die Eierstöcke. 

LH und FSH aus der Hypophyse stimulieren nun  die Gonaden zur Produktion von Sexualhormonen. Bei Männern regt LH bspw. die Testosteronproduktion an,  bei Frauen regen FSH und LH die Eierstöcke zur Produktion von Östrogenen und Progesteron an.

Interessant ist, dass die Gonaden unserem Gehirn ständiges Feedback geben und so die Hormonproduktion regulieren können. Wenn der Spiegel dieser Hormone im Blut ansteigt, senden sie Signale an den Hypothalamus und die Hypophyse, um die Freisetzung von GnRH, LH und FSH zu drosseln. Wenn die Hormonspiegel fallen, wird die Freisetzung dieser Hormone erhöht, um die Produktion von Sexualhormonen wieder anzukurbeln.

Jetzt kommen wir zur spannenden Frage, wie Alkohol dieses Kommunikationssystem beeinflussen kann. 

 

Alkohol und die Wirkung auf die Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse 

Untersuchungen geben Hinweise darauf, dass Alkohol die Kommunikation von Hypothalamus, Hypophyse und Gonaden stören kann. Dies kann dadurch erklärt werden, dass Alkohol die Freisetzung von dem Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) im Hypothalamus und die Produktion von LH und FSH in der Hypophyse hemmen kann. Wodurch die Freisetzung der Hormone in den Geschlechtsdrüsen reduziert werden kann. Dies kann nun Ungleichgewichte im Hormonsystem hervorrufen. 

Einige Studien haben die Auswirkung von Alkohol auf die Hypothalamus- Hypophysen-Gonaden Achse untersucht. Besonders bei Personen mit einem riskanten Alkoholkonsum wurde unter anderem eine verminderte Libido, Unfruchtbarkeit und eine Atrophie (Verkleinerung/Rückbildung) der Geschlechtsdrüsen beobachtet.

 

Alkoholkonsum und die Fruchtbarkeit der Frau

Nach einer Studie von Jensen et al. 1998 kann bei gesunden Frauen zwischen 20 und 35 Jahren bei einem Konsum von fünf Gläsern Alkohol pro Woche eine verminderte Fruchtbarkeit mit dem Alkoholkonsum in Verbindung gebracht werden.2 Auch wenn bei dieser Studie methodische Mängel bestehen und die Validität der Daten weiter hinterfragt werden muss, geben die Ergebnisse dennoch einen Hinweis auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Empfängnisbereitschaft der Frau. Dadurch kann die allgemeingültige Empfehlung abgegeben werden, dass Paare mit Kinderwunsch den Alkoholkonsum minimieren sollten. 

Andere Studien geben Hinweise, dass ein langfristiger moderater Alkoholkonsum die Anzahl und Qualität der Eizellen einer Frau verringern kann, was in den Untersuchungen mit einem erhöhten FSH-Spiegel verbunden war. Dies hatte zudem zur Folge, dass es unter moderatem Alkoholkonsum vermehrt zu Zyklusstörungen kam.3 Li et al. nannten in dieser Studie außerdem, dass die Menge des konsumierten Alkohols positiv mit dem FSH-Wert und negativ mit dem Volumen der Eierstöcke einhergeht.

 

Alkohol und Testosteron 

Auch das  Testosteron, welches bei Männern das dominierende Sexualhormon ist, kann sich durch erhöhten Alkoholkonsum verringern. Zu unterscheiden ist hier, ob es sich um einen akut erhöhten Alkoholkonsum handelt oder um einen langfristig erhöhten Konsum. 

Akuter Alkoholkonsum verringerte die zirkulierenden LH- und Testosteronspiegel. Chronisch erhöhter Alkoholkonsum erhöhte bei Männern hingegen die FSH-, LH- und Östrogenspiegel, bei gleichzeitig reduzierten Testosteron und Progesteronspiegel, im Vergleich zu Männern ohne chronisch erhöhten Alkoholkonsum.
Unter chronischem Alkoholkonsum sind in einer anderen Untersuchung  zudem ein verringertes Spermavolumen und eine verringerte Spermienzahl zu verzeichnen. Dabei handelte es sich allerdings um den Konsum von hochprozentigem Alkohol (180 ml Schnaps oder  Whisky, mit einem Alkoholgehalt von 40%-50%, pro Tag,  an mindestens 5 Tagen pro Woche für mindestens ein Jahr.)

 

Alkohol und die Wirkung auf die Leber 

Auch die Leber ist als wichtiges Entgiftungsorgan für unseren Hormonhaushalt nicht unbedeutend. Der Alkohol wird in der Leber abgebaut, dabei entsteht beim Abbauprozess als Zwischenprodukt Acetaldehyd, welches als starkes Zellgift beschrieben wird. Dieser Stoff kann der Leber und auch anderen Organen langfristig schaden. Allerdings werden auch bestimmte Hormone, wie das Östrogen in der Leber abgebaut. Es besteht nun die These, dass dieser Abbau von Östrogen nicht mehr ausreichend stattfinden kann, wenn die Leber Alkoholschäden verzeichnet. Somit könnte auch über diesen Weg der Östrogenspiegel erhöht und ein hormonelles Ungleichgewicht gefördert werden. Wobei der Östrogenabbau nicht ausschließlich über die Leber erfolgt. 

 

Alkohol verbraucht wichtige Nährstoffe 

Da Alkohol einen oxidativen Stress in unserem Körper auslöst, werden bestimmte Nährstoffe vermehrt verbraucht. Besonders die Antioxidantien, die unsere Zellen schützen und oxidativen Stress reduzieren sollen. Sind diese Nährstoffe nun aufgrund eines erhöhten Alkoholkonsums verringert, kann sich dies auch auf die Hormongesundheit auswirken. 

So beispielsweise Zink, das für die Produktion von Testosteron bei Männern und die Regulation von Östrogen bei Frauen wichtig ist. 

Auch Vitamin C kann als  Antioxidans, die Gesundheit der Fortpflanzungsorgane unterstützen und die Produktion von Östrogenen fördern. Alkoholkonsum und auch Nikotin kann den Vitamin C verbrauch erhöhen und langfristig einen Mangel an Vitamin C fördern. 

 

Alkohol und die Darmgesundheit 

In Bezug auf das Thema der Nährstoffaufnahme ist auch der Darm als wichtiges Schlüsselorgan zu beachten. Ein erhöhter Alkoholkonsum kann die Gesundheit unseres Magen-Darm-Traktes negativ beeinflussen. So kann die Schleimhaut geschwächt und Entzündungen gefördert werden. Auch das Verhältnis von guten und schlechten Darmbakterien kann sich verschlechtern. All dies hat wiederum eine Auswirkung auf die Aufnahme von Nährstoffen, welche den Baustein für die Produktion der Hormone darstellen und diese Produktion stören können.

 

Fazit

Wie du vielleicht anhand dieses Artikels erkennen kannst, ist das Thema der Hormone äußerst komplex

Wichtig zu beachten ist, dass es auch beim Alkoholkonsum auf die Menge ankommt. Alkohol kann aber die Prdouktion unsrer Sexualhormone negativ beeinflussen und hormonelle Ungleichgewichte fördern. Präventiv aber auch bei bestehenden Problemen kann sich die Reduktion des Alkohols positiv auf deine Hormongesundheit auswirken. 


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Weitere Infos zum Thema Alkoholkonsum

Weitere Infos zum risikoarmen Alkoholkonsum und zu Beratungsangeboten erfährst du unter www.kenn-dein-limit.de  eine Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (externer Link). 

Quellenverzeichnis

1 Rachdaoui N, Sarkar DK. Pathophysiology of the Effects of Alcohol Abuse on the Endocrine System. Alcohol Res. 2017;38(2):255-276. PMID: 28988577; PMCID: PMC5513689. 

2 Jensen TK, Hjollund NH, Henriksen TB, Scheike T, Kolstad H, Giwercman A, Ernst E, Bonde JP, Skakkebaek NE, Olsen J. Does moderate alcohol consumption affect fertility? Follow up study among couples planning first pregnancy. BMJ. 1998 Aug 22;317(7157):505-10. doi: 10.1136/bmj.317.7157.505. PMID: 9712595; PMCID: PMC28642. 

3 Li, N., Fu, S., Zhu, F., Deng, X. and Shi, X. (2013), Alcohol intake induces diminished ovarian reserve in childbearing age women. Journal of Obstetrics and Gynaecology Research, 39: 516-521. https://doi.org/10.1111/j.1447-0756.2012.01992.x 

Rachdaoui N, Sarkar DK. Pathophysiology of the Effects of Alcohol Abuse on the Endocrine System. Alcohol Res. 2017;38(2):255-276. PMID: 28988577; PMCID: PMC5513689. 

Muthusami, K. R., & Chinnaswamy, P. (2005). Effect of chronic alcoholism on male fertility hormones and semen quality. Fertility and sterility84(4), 919–924. https://doi.org/10.1016/j.fertnstert.2005.04.025 

Titelbild: www.canva.com @gettyimages

Grafik 1: erstellt mit www.canva.com 

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