"Ist mein Körper übersäuert?!"
Wenn man heutzutage ein wenig Körperbewusstsein entwickelt und sich mit Gesundheit, Ernährung und achtsamer Lebensweise beschäftigt oder aber diffuse Symptome an sich feststellt, stolpert man relativ zügig über Begriffe wie „mögliche Übersäuerung“, „basisch“ und „Gleichgewicht“. In diesem Beitrag sollst du erfahren, was es damit überhaupt auf sich hat.
Damit wir uns gesund und wohl fühlen können und sämtliche Stoffwechselprozesse in unserem Körper funktionieren, ist die Balance zwischen Säuren und Basen in unserem Körper sehr wichtig.
Wie basisch oder sauer eine Lösung ist, zeigt der sogenannte „pH-Wert“ (potentia hydrogenii – „Wasserstoffpotenzial“) auf einer Skala von 0-14. Dabei stellt 7 den pH-Wert von Wasser dar, was als „neutral“ angesehen wird. Die Werte darunter liegen im sauren Bereich, Werte >7 nennt man „alkalisch“. Auch unsere Organe haben individuelle pH-Werte. So findet man im Magen ein stark saures Milieu (pH-Wert 1,0-4,0) für die Verdauung – im Vergleich dazu sind alkalische Werte im Darm und bei der Bauchspeicheldrüse erforderlich (bis 8). Abhängig von der Tageszeit und äußerer Einflüsse können schwankende Werte beobachtet werden. Überschüssige Säuren werden durch wirksame Regulationsmechanismen gebunden, neutralisiert und letztendlich ausgeschieden. Daran sind Niere, Lunge, Leber, Haut und unser Blut beteiligt. Hauptbeteiligt ist hier das Bicarbonat als „Puffersystem“, wodurch Kohlendioxid über die Lungen abgeatmet und Wasser bzw. anfallende Wasserstoffione über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden werden können.
Wenn auf Kosmetikprodukten „pH-neutral“ steht, orientieren sich diese an den jeweiligen pH-Werten der Körperbereiche, wofür sie vorgesehen sind, um nicht zusätzlich reizend zu wirken bzw. bedarfsgerecht zu unterstützen.
Unsere Haut mit intaktem Säureschutzmantel (d.h. frei von Wunden, Ekzemen,..) braucht eine Pflege im sauren Bereich bei etwa 5. Ekzemhaut / Psoriasishaut (Neurodermitis; Schuppenflechte) dagegen sollte mit basischer Pflege behandelt werden. Hier können auch Basenwickel und -bäder Linderung verschaffen.
Im Intimbereich sind vergleichsweise deutlich saurere pH-Werte zu finden (3,8-4,4), da das Wachstum von krankheitserregenden Bakterien so gehemmt werden soll.
Durch Teststreifen (erhältlich in Apotheken) kann die Säureausscheidung des Körpers im Urin kontrolliert werden. Ein gesunder Organismus hat eine bestimmte Kurve, wie sich der pH-Wert im Tagesverlauf verhält. Für die genaue Auswertung und Beurteilung sollte ein Arzt oder Heilpraktiker hinzugezogen werden.
Wenn der Körper „übersäuert“ ist, spricht man im medizinischen Fachjargon auch von einer „Azidose“, was eine Störung im Säure-Basen-Haushalt aufzeigt. Der pH-Wert des Blutes sinkt auf <7,35 ab. Dies kann zum einen dadurch bedingt sein, dass die Atemwege mechanisch verlegt sind, oder aber eine Störung durch Stoffwechselveränderungen vorliegt. Hierbei verändert sich auch die Atmung drastisch, was ohne ärztliche Behandlung lebensbedrohlich ist.
Die „echte“ Azidose hat mit einer ernährungs- und lifestylebedingten, „latenten Übersäuerung des Körpers“ nichts gemeinsam. Da sich der Begriff der „Übersäuerung“ jedoch auch in der Komplementärmedizin über die Jahre etabliert hat, sorgt dies immer mal wieder für Irritationen unter den Fachkreisen.
SAUER MACHT LUSTIG?!
Symptome
Ursachen für einen Säureüberschuss
Wir nehmen Säuren und Basen über unsere Nahrung auf und brauchen beide gleichermaßen. Das Verhältnis jedoch beläuft sich idealerweise auf 20% säurehaltige Lebensmittel und 80 % basischen Ursprungs.
Eine unausgewogene Ernährung kann daher die Säureproduktion des Körpers beeinflussen. Säurebildende Lebensmittel sind vor allem eiweißreiche Lebensmittel wie Fleisch, Eier, Getreide (insbesondere Weizen), die im Körper sauer verstoffwechselt werden, da sie Anteile von schwefel- und phosphathaltigen Verbindungen haben.
Des Weiteren wirken auch Milchprodukte, Fertigprodukte, Hart- und Weichkäse, Hülsenfrüchte, schwarzer & grüner Tee, Zucker / Süßungsmittel, Pflanzenschutzmittel und Schwermetalle säurebildend.
Genussmittel wie Alkohol und Kaffee regen die Magensäurebildung an und enthalten ebenfalls Stoffe, die im Körper sauer verstoffwechselt werden.
„Die Dosis macht das Gift.“ – Man sollte Säurebildner eben nur in Maßen und bewusst genießen und zusätzlich mit basenreicher Kost ausgleichen.
Wenn wir v.a. negativen „Stress“ (Distress) haben, ist unser Körper in einem Alarmzustand. Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol werden in unseren Nebennieren produziert, was ebenfalls sauer verstoffwechselt wird. Auch unsere Atmung verändert sich dadurch. Daher steht weniger Sauerstoff für die Eliminierung überschüssiger Säuren aus dem Blut zur Verfügung. Zudem werden vermehrt Vitalstoffe verbraucht, was einen Mineralstoffmangel zur Folge haben kann. Auch unsere Puffersysteme und Ausleitungsorgane brauchen diese. Die basischen Mineralstoffe Kalzium, Magnesium, Eisen und Kalium werden dann dem Gewebe entzogen, um überschüssige Säuren zu neutralisieren. Diese Stoffe fehlen dann jedoch an anderer Stelle im Organismus.
Sport im Übermaß und zu exzessiv kann auch eine Ursache für Säureüberschuss im Körper sein. Es entsteht Laktat im Gewebe, was sauer verstoffwechselt wird.
Radikale Hungerphasen sorgen dafür, dass der Körper seine Fettreserven angreift. Beim Fettabbau entstehen Ketonsäuren, die kurzfristig eine Übersäuerung des Gewebes bewirken.
Auch Medikamente können den Organismus übersäuern bzw. einen Säureüberschuss des Körpers noch verstärken.
Inwieweit ein Lebensmittel säurebelastend für die Nieren ist, zeigt die PRAL-Tabelle (potential renal acid load / 100g).
Ist ein Lebensmittel basisch, steht ein Minus davor. Lebensmittel im positiven Bereich haben eine hohe Säurelast.
Der Mensch ist, was er isst.
Ludwig Feuerbach
Natürlich stellt man nun seine Ernährungsgewohnheiten und seinen Lifestyle nicht von heute auf morgen um, aber „der Weg ist das Ziel“, heißt es doch immer so schön. Ein Basentag in der Woche könnte ein Anfang sein: Zitronenwasser zum Aufstehen mit Obst und basischem Müsli, moderater Ausdauersport ohne Überlastung (Säureverlust über Abatmung von CO2 und Schweiß), Rohkostsalat zum Mittagessen, ein Saunagang, eine wärmende Gemüsesuppe zum Abendessen. Zur Entlastung des Organismus kann das Intervallfasten 16/8 sinnvoll sein. Mindestens 8 Stunden Schlaf ist notwendig für die Regeneration.
Wichtig ist zudem eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (30-50ml pro kg/KG – 2-3l tgl.). Hier eignet sich basisches (Mineral-)Wasser und basischer Kräutertee wahlweise mit basischen Zutaten wie Pfefferminze (anregend morgens), Ingwer, Zitrone, Fenchel, Melisse (beruhigend abends).
Wohl bekomms!