Wer kennt es nicht, die Haare sind frisch gewaschen und im Abfluss oder spätestens in der Haarbürste findet sich ein Berg Haare. Der Badezimmerboden ist auch schon übersäht mit Haaren und bei jedem Griff in die Mähne hat man die nächsten ausgefallenen Haare in der Hand.
Mit den schwindenden Haaren leidet dann auch leider ganz oft unser Selbstbewusstsein. Denn irgendwie sind sie ja auch ein Teil von uns und gehören zu uns. Allein das herzzerreißende Gefühl wenn man mit verschnittenen Haaren vom Friseur nach Hause kommt, haben bestimmt die meistens schon mal erlebt. (Damit kenn ich mich übrigens sogar sehr gut aus, ich hatte sogar Ewigkeiten ein Friseur-Trauma und Schweißausbrüche vor neuen Terminen 😄)
Aber zurück zum eigentlichen Thema.. Haarausfall kann sehr bedrückend sein und ist häufig auch eine Detektivarbeit bei der konkreten Ursachenforschung.
Medikamente
Einige einfacher zu bestimmende Ursachen sind beispielweise Medikamenteneinnahmen oder bestimmten Therapien, beispielsweise in der Krebsbehandlung. Hier kann die Ursache des Haarausfalls meist sehr schnell ausgemacht werden, bzw. ist wie bei einer Chemo-Therapie schon vorher als Nebenwirkung bekannt.
Neben Chemo-Therapeutika gibt es aber auch eine lange Liste weiterer Medikamente die zu Haarausfall führen können.
- Betablocker
- Verschiedene Antibiotika
- Antidepressiva
- Antiepileptika
- Rheumamittel
- Lipidsenker
- Schilddrüsen-Medikamente
- Medikamente zur Blutgerinnung
- Anti-Baby-Pille (Hier kann der Haarausfall auch durch das Absetzen der Pille verursacht werden)
Solltest du noch weitere Medikamente einnehmen, schau unbedingt auch mal in den Beipackzettel in die möglichen Nebenwirkungen. Auch gerade wenn du vielleicht sogar mehrere Medikamente einnimmst, können auch hierbei Wechselwirkungen auftreten, die zu Haarausfall aber auch zu weiteren Beschwerden führen können. Das sollte deshalb unbedingt mit einen Arzt genauer besprochen werden.
Mikronährstoffe
Was ebenfalls eher einfach abzuklären ist, ist ein Mikronährstoffmangel, der den Haarausfall begünstigen kann. Hier sind vor allem Eisen, B-Vitamine, Vitamin C, Zink und Biotin wichtig. Mithilfe einer Blutanalyse kann ziemlich schnell bestimmt werden, ob hier Mängel vorliegen. Allerdings ist es dabei noch viel wichtiger herauszufinden, woher die Mängel kommen, denn im Normalfall sollten diese Nährstoffe ausreichend zur Verfügung stehen. (→ zur Übersicht)
Dabei wird es dann schon wieder komplizierter, denn für einen erhöhten Mikronährstoffverbrauch können unterschiedliche Faktoren in Frage kommen. Zusätzlich kann auch eine erschwerte oder verminderte Aufnahme de Nährstoffe verantwortlich sein, für die es ebenfalls diverse Ursachen gibt.
Mögliche Ursachen für Mikronährstoffmängel:
Verminderte Aufnahme:
- Crash-Diäten
- Magersucht etc.
- einseitige Ernährung, viel Fast Food, ….
- Verminderte Aufnahme von Vitamin B12 durch Pantoprazol-Einnahme
- Störungen des Verdauungstrakts
- Entzündungen im Darm
- Häufige Durchfälle
- Einnahme von Abführmitteln
Erhöhter Verbrauch:
- Einnahme der Anti-Baby-Pille (zum Beitrag)
- Sportler v.a. Hochleistungssportler
- Schwangerschaft
- Chronische Entzündungen (auch im Darm)
- Schwere Erkrankungen & Infektionen
- Blutverluste (auch chron. Blutungen im Darm)
- KPU / HPU (zum Beitrag)
Eine weitere Ursache kann auch durch das Rauchen bedingt sein. Die kleinen Gefäße, die die Haarwurzeln versorgen, verstopfen, wodurch die Haarwurzel nicht mehr ausreichend versorgt werden kann und die Haare ausfallen.
Hormone
Allerdings kann auch eine hormonelle Störung hinter dem Haarausfall stecken. Entweder aus dem Bereich der Schilddrüse (→ zum Beitrag) oder durch Dysbalancen (→ zum Beitrag) der Sexualhormone.
Bei einer Schilddrüsen-Unterfunktion werden unsere Haare dünner und weniger. Zudem verlieren sie ihren Glanz, sind stumpf und matt und brechen deutlich schneller ab. Begleitende Symptome bei der Schilddrüsenunterfunktion sind beispielsweise auch ständiges Frieren, schnelle Gewichtszunahme, Neigung zu Verstopfung, Müdigkeit, erhöhtes Schlafbedürfnis, kühle, trockene Haut und einige weitere Symptome.
Bei der Schilddrüsen-Überfunktion wird zu viel der Schilddrüsenhormone gebildet. Dadurch ist der Stoffwechsel insgesamt beschleunigt, weshalb auch die Phasen des Haarwachstums schneller ablaufen und das Haarwachstum schneller in die Ruhephase wechselt. Zudem werden die Haare auch hier feiner und brüchiger und fallen schneller aus. Begleitende Symptome der Überfunktion sind: Herzrasen, Gewichtsverlust, vermehrtes Schwitzen, Unruhe, Nervosität, Schlafstörungen, Durchfall, Menstruationsbeschwerden und mehr.
Gerade auch durch die Pilleneinnahme bzw. auch durch das Absetzen der Pille kann die Schilddrüse stark in Mitleidenschaft gezogen werden, weshalb du hier genau auf deinen Körper und mögliche Symptome achten solltest.
Sollten dir die Symptome bekannt vorkommen, lass bitte unbedingt deine Schilddrüsenwerte überprüfen. Nicht nur TSH sondern auch fT3 und fT4. Häufig wird beim Hausarzt nämlich nur der TSH Wert bestimmt, über den sich eine Über- oder Unterfunktion nicht immer sicher zeigen lässt.
Auch die Sexualhormone können sich aber auf unseren Haarwachstum auswirken. Diese können durch können wiederum durch viele äußere Einflüsse aus dem Takt geraten, wodurch neben Haarausfall auch Zyklusbeschwerden, PMS-Symptomatik, Menstruationsschmerzen, häufige Blasenentzündungen oder Scheideninfektionen und vieles weiteres auftreten können.
Ganz typisch tritt dies beispielsweise in den Wechseljahren auf, wenn das Östrogen langsam abnimmt. Medikamentös bedingt kann es auch durch Einnahme & Absetzen der Pille auftreten. Aber auch nach einer Schwangerschaft kann die hormonelle Umstellung zu Haarausfall führen. Schwangerschaftsbedingt tritt der Haarausfall meist 2-3 Monate nach der Geburt auf und ist völlig normal. Die Stärke des Haarausfalls variiert dabei aber von Frau zu Frau.
Gerade bei hormonell bedingtem Haarausfall sollten auch die Wechselwirkungen innerhalb des Hormonsystem bedacht werden. Beispielsweise kann eine Schilddrüsen-Funktionsstörung auch starken Einfluss auf unsere Sexualhormone nehmen, wodurch diese aus der Bahn geraten. Selbst nach Behandlung der Schilddrüse und Einnahme der entsprechenden Medikamente, können diese hormonellen Dysbalancen der Sexualhormone weiterhin bestehen bleiben, da sie sich je nach Ausmaß nicht zwingend von alleine regulieren können. Ist die Schilddrüse also eingestellt, der Haarausfall besteht aber weiterhin, sollten auch die Sexualhormone nochmals genauer betrachtet werden. Hier sollte aber prinzipiell mit sanften Methoden gearbeitet werden, da unser Körper, sowie er zu viel Input von außen bekommt, die eigene Produktion meist noch stärker herunterfährt, wodurch man selbst in eine Art „Abhängigkeit“ der entsprechende Hormonpräparate gerät.
Stress
Direkt an das Thema Hormonsystem, knüpft auch das Thema Stress (→ zur Übersicht) beim Haarausfall an. Denn Stress wirkt sich negativ auf unsere Nebenniere aus, die ein wichtiger Bestandteil unseres Hormonsystem darstellt. Haben wir sehr viel Stress, steigt einmal die Cortisolproduktion an, um uns gegen die aufkommende Belastung zu wappnen. Auch bekannt als das „Fight or Flight“ System. Das hatte ich auch im letzten Artikel zu „Stress im Kinderwunsch“ (→ zum Beitrag) genauer beleuchtet.
Sind wir nun regelmäßig oder sogar dauerhaft in so einer Stresssituation, schaltet unser Körper in eine Art Notprogramm. Dabei ist dabei ist ihm auch egal, ob der Stress durch die Arbeit, durch unser Gedankenkarussell, durch Erkrankungen, zu viel Sport oder sonstiges verursacht wird. In diesem Notprogramm, wird einiges an Mikronährstoffen verbraucht, da unser Körper ständig auf Kampf oder Flucht vorbereitet sein soll. Logisch, dass beispielsweise unsere Haare, da wenig Vorrang haben. Alles was nicht Überlebensnotwendig ist wird herunter gefahren. Haare fallen aus, die Libido und Fruchtbarkeit fährt herunter, selbst die Verdauung leidet.
Wer also unter starkem Stress leidet und in dieser Phase mit verstärktem Haarausfall zu kämpfen hat, sollte unbedingt über eine Stressentlastung nachdenken. Hier helfen Yoga, Meditation, autogenes Training etc. In manchen Fällen ist es aber auch nötig die Nebenniere zu unterstützen, da diese unter dem Stress auch schnell mal überlastet wird. Begleitende Symptome dabei wären chronische Erschöpfung, fehlende Energie, meist schon erschöpft aufstehen, häufige Infekte, Zyklusstörungen und einige weitere.
Genetische Faktoren
Es gibt natürlich auch einige angeborene Faktoren, die die Neigung zu Haarausfall begünstigen. Hierzu zählt die androgenetische Alopezie. Hiervon sind früher oder später ca. 80% der Männer betroffen und macht bei Frauen 40% der Ursachen für Haarausfall aus. Bei Männern führt diese genetische Veranlagung zu teilweisem oder vollständigen Haarverlust, bei Frauen werden die Haare vor allen Dingen dünner, fallen aber seltener vollständig aus. Ursache hiervon ist eine übermäßige Empfindlichkeit der Haarwurzeln auf DHT, ein Produkt aus dem Testosteron-Stoffwechsel, welches die Haarwurzeln schädigt. Gerade bei Frauen ist die Haarwurzel vor den Wechseljahren durch den höheren Östrogenspiegel noch geschützt, da dieser aber während der Wechseljahre abnimmt, sind die Wurzeln anfälliger für das DHT. Bei Männern hingegen, kann die Veranlagung bis zum vollständigen Haarausfall führen, da sie einmal höhere Testosteronwerte haben und im Gegensatz zu Frauen generell nur einen niedrigen Östrogenspiegeln, der die Wurzeln schützen würde.
Grundsätzlich gilt, wenn die Ursache des Haarausfall nicht eindeutig ist (wie beispielsweise einer Chemotherapie, bekannte Schilddrüsenerkrankungen etc.) sollte frühzeitig nach Ursachen gesucht werden. Gerade um mögliche Schilddrüsenerkrankungen, schwere Mangelerscheinungen etc. frühestmöglich behandeln zu können, da diese mit der Zeit noch weitere negative Auswirkungen auf unseren Körper nehmen können.
Hast du noch Fragen zum Thema Haarausfall? Dann hinterlasse uns doch gerne eine Nachricht in den Kommentaren ♥