Definition einer Depression
Eine Depression ist eine weit verbreitete psychische Störung, die durch Traurigkeit, Interesselosigkeit und Verlust an Genussfähigkeit, Schuldgefühle und geringes Selbstwertgefühl, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Konzentrationsschwächen gekennzeichnet sein kann.
WHO | World Health Organization
Die Depression zählt zu den größten Volkskrankheiten in Deutschland. Es wird davon ausgegangen, dass etwa 5,3 Millionen Deutsche jährlich betroffen sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass man im Laufe seines Lebens an einer Depression erkrankt, liegt bei 7-18%. Die Dunkelziffer ist relativ hoch, da viele Betroffene aufgrund von Schamgefühl für ihren Zustand keinen Arzt aufsuchen. Auch werden Depressionen häufig nicht erkannt, denn es erfordert einiges an Erfahrung und Feingefühl für die richtige Diagnosestellung. Die erste Anlaufstelle ist meist der Hausarzt, der an einen Psychiater oder Psychologen verweist.
Entstehung einer Depression
Es kann einfach jeden treffen, unabhängig vom Alter oder sozialen Status. Für die Entstehung einer Depression gibt es unterschiedliche Faktoren. Genetik, kritische Lebensereignisse wie z.B. Verluste von geliebten Menschen, Stress, Überforderung, Einsamkeit, Medikamente, körperliche Erkrankungen und Störungen des Gleichgewichts der Neurotransmitter Serotonin, Dopamin und Noradrenalin im Gehirn.
Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen – doch wieso ist das so?
Ein Grund könnte sein, dass eine Depression bei Frauen häufig schneller festgestellt wird, da Frauen in der Regel schneller einen Arzt aufsuchen als Männer und offener über ihre Beschwerden reden.
Ein weiterer Grund könnten die Mehrfachbelastungen sein, denen Frauen mit Familie oft ausgesetzt sind. Der Balanceakt zwischen Hausfrau-, und Mutter sein und sich gleichzeitig in der Arbeitswelt beweisen zu müssen ist nicht leicht. Vielleicht muss auch noch ein Auge auf einen pflegebedürftigen Angehörigen geworfen werden, während einem der Chef im Nacken sitzt und Überstunden anordnet. Schnell stellt man sich selbst hinten an und schlittert möglicherweise deshalb in eine Depression.
Es gibt einen Zusammenhang zwischen weiblichen Hormonen und Depressionen
Das Prämenstruelle Syndrom (PMS/PMDS)
Das Hormon Östrogen wirkt wie ein Stimmungsaufheller. In der ersten Phase des Zyklus, nach der Periode, treten wesentlich seltener depressive Verstimmungen auf, denn es wird vermehrt Östrogen ausgeschüttet. Nach dem Eisprung fällt das Östrogen wieder ab und es wird vermehrt Progesteron gebildet. Die Tage vor „den Tagen“ ist für viele Frauen eine schwierige Zeit in ihrem Zyklus. Viele Frauen leiden dann neben körperlichen Symptomen wie Wassereinlagerungen, Brustspannen, Kopf-, Bauch-, und Rückenschmerzen auch unter Stimmungsschwankungen, sind gereizt, aggressiv, weinerlich, antriebslos oder tieftraurig. Deshalb spricht man hier auch von PMDS, dem sogenannten prämenstruellen dysphorischen Syndrom. Dysphorisch steht dabei für die psychische Komponente der Symptome. Kaum setzt die Periode ein, verschwinden die Symptome wieder.
Hormonelle Verhütung
Depressionen sind auch eine häufige Nebenwirkung von hormonellen Verhütungsmethoden wie der Anti-Baby Pille, der Hormonspirale, dem Hormonstäbchen-, oder Pflaster oder dem Nuva Ring.
Hormone sind Botenstoffe, die von bestimmten Zellen ins Blut abgegeben werden und der Regulation von verschiedenen Körperfunktionen dienen. Sie haben aber auch auf die Psyche einen Einfluss, denn vor allem Östrogene beeinflussen den Serotonin-, und Dopamin Stoffwechsel.
Komipräparate, also Pillen die Östrogen und Gestagen enthalten, erhöhen das Risiko für eine Depression um 20% und reine Gestagenpräparate um bis zu 30%. Der Nuvaring erhöht das Riskio um 60% und das Hormonpflaster verdoppelt das Risiko an einer Depression zu erkranken. Auch die Hormonspirale begünstigt Depressionen. 1-10 von 100 Anwenderinnen klagen über Symptome einer Depression.
Nach der Geburt – der „Babyblues“ oder die Wochenbettdepression
Die Hormone Östrogen und Progesteron, die während der Schwangerschaft sehr hoch sind, sinken nach der Geburt rasch ab. Deshalb kommt es öfter als man denkt zum so genannten Babyblues nach der Geburt. Dieser Einbruch der Stimmung kommt meist ein- bis wenige Tage nach der Geburt und kann nur minimal spürbar sein oder aber mit Traurigkeit, Müdigkeit, Erschöpfung, Heulattacken und erhöhter Sensibilität einhergehen. 8 von 10 Frauen bemerken zumindest kurzeitig eine leichte Veränderung der Stimmungslage. Im Unterschied zur Wochenbettdepression verschwinden die Symptome nach 1-2 Wochen wieder von selbst.
Sollte dies nicht der Fall sein und die Symptome über einen längeren Zeitraum anhalten, könnte eine Wochenbettdepression die Ursache sein. Dies ist eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, die meist nicht unmittelbar nach der Geburt auftritt, sondern etwas später aber noch innerhalb der ersten 12 Monate nach der Geburt eines Kindes. Sie wird auch als postpartale oder postnatale Depression bezeichnet. Man geht davon aus, dass etwa 8% der Frauen davon betroffen sind. Diese Situation kann für Betroffene und auch für das Mutter-Kind Verhältnis sehr belastend sein. Der Spagat zwischen den Anforderungen des Alltags und der Betreuung des Babys ist dann nur schwer zu bestreiten. Auf keinen Fall sollten sich betroffene Frauen dafür schämen oder das Gefühl haben als Mutter zu versagen, sondern sie sollten sich Hilfe beim Arzt oder Psychotherapeut suchen.
Die Wechseljahre
In der Zeit der hormonellen Umstellung der Frau von ihrer fruchtbaren Phase zur Menopause ändert sich die Hormonkonzentration wieder. Es wird weniger Östrogen und auch Progesteron gebildet, der Eisprung bleibt aus, Haut-, und Schleimhäute werden trockener und die Periode wird unregelmäßig oder bleit komplett aus. Durch den niedrigeren Östrogengehalt kann das Gleichgewicht des Serotoninhaushaltes durcheinander kommen und es wird weniger vom Glückshormon Serotonin ausgeschüttet, was einem auf die Stimmung schlagen kann. Auch das fehlende Progesteron lässt durch die daraus resultierende Zyklusschwankung die Stimmung schneller kippen. Für viele Frauen ist auch die Tatsache, dass sie nicht mehr fruchtbar sind und älter werden eine psychische Belastung.
Ein weiterer hormoneller Zusammenhang besteht bei Schilddrüsenfunktionsstörungen
Die Schilddrüse steuert zahlreiche Stoffwechselvorgänge, unter anderem auch im Gehirn. Eine Schilddrüsenunter-, oder Überfunktion geht häufig auch mit psychischen Symptomen einher und kann eine Depression begünstigen. Bei Frauen kann es allerdings auch nach der Schwangerschaft zu Schilddrüsenfunktionsstörungen kommen, der so genannten post-partum Thyreoiditis. Diese entsteht meist einige Wochen nach der Schwangerschaft und geht mit einer Entzündung der Schilddrüse und erhöhten Schilddrüsenantikörpern einher. Ursache hierfür ist wahrscheinlich die Hormonumstellung nach der Geburt. Als Begleitsymptom treten häufig Depressionen auf.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung einer Depression besteht in der Schulmedizin aus medikamentöser Therapie mittels Antidepressiva und Psychotherapie. In der stationären Behandlung werden manchmal auch Licht-, oder Wachtherapie oder die Elektrokrampftherapie eingesetzt. Mit dem behandelnden Arzt wird das passende Medikament und welche Form der Psychotherapie eingesetzt werden soll ausgesucht.
Hilfe bekommt man auch durch Heilpraktiker, die sich auf Psychotherapie spezialisiert haben.
Das Behandlungsziel ist, die aufgetretenen psychischen Symptome zu lindern und die Lebensqualität wieder zu verbessern.
Auch wenn man durch die Gabe von Medikamenten und die Therapie eine Besserung erfährt, ist es wichtig seinen Lebensstil zu hinterfragen und evtl. ein paar Dinge zu verändern, um psychisch wieder dauerhaft stabil zu bleiben.
Eine begleitende Gabe von bestimmten Mikronährstoffen wie z.B. B-Vitaminen, Vitamin D, Magnesium, Vitamin C, Omega3 oder bestimmten Aminosäuren wie z.B. L-Tryptophan oder L-Tyrosin kann sich positiv auf die Depression auswirken. Helfen können auch bestimmte Heilpflanzen wie Baldrian, Johanniskraut, Passionsblume, Lavendel oder Melisse. Dies sollte allerdings immer mit dem behandelten Arzt abgesprochen werden und nicht auf eigene Faust einfach eingenommen werden. Es kann nämlich auch hier zu Wechselwirkungen mit den verordneten Medikamenten kommen.
Was kann man selbst tun?
- Regelmäßige Bewegung: Hilft dem Körper beim Stressabbau und sorgt durch die Vermehrte Ausschüttung von Serotonin und Dopamin für bessere Stimmung.
- Gesunde Ernährung: Eine ungesunde Ernährungsweise mit viel Zucker und Fett kann Depressionen fördern, deswegen sollte man auf viel frisches Obst-, Gemüse-, und Salate achten. Sich selbst mit guter Nahrung zu versorgen, steigert das Selbstwertgefühl, welches bei Betroffenen meistens sowieso eher klein ist.
- Schlafhygiene: 7-8 Stunden Schlaf sollte man pro Nacht bekommen. Es kann helfen immer zur ungefähr gleichen Zeit aufzustehen oder ins Bett zu gehen und direkt vor dem Schlafen gehen auf elektronische Geräte wie Fernseher und Smartphone zu verzichten und beim Schlafen den Raum richtig abzudunkeln.
- Struktur im Alltag: Feste Termine und Rituale können dabei helfen, sich nicht komplett aus dem sozialen Leben zurückzuziehen.
- Offene Kommunikation: Man muss nicht mit jedem darüber reden aber die offene Kommunikation mit Familie, Freunden oder Arbeitskollegen kann die Situation leichter machen.
- Schulung der Körperwahrnehmung z.B. durch Autogenes Trainung, Progressive Muskelentspannung oder Meditation.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit Gleichgesinnten kann eine wichtige Hilfe sein. Man fühlt sich verstanden und kann offen über Sorgen und Ängste sprechen, ohne Angst vor Verurteilung.
- Geduld haben: Die Depression ist schließlich auch nicht von heute auf morgen entstanden und deshalb braucht es auch seine Zeit, bis man sich wieder erholt. Nicht unter Druck setzen, sondern Schritt für Schritt durch einen achtsamen Umgang mit sich selbst wieder in ein unbeschwertes Leben finden.